Oliver Wurglits bringt frischen Asphalt für Salzburgs Flughafen

Reportage

Dampfende Ladung.

In erster Linie steuern Oliver Wurglits und sein Arocs 2642 Baustellen an. Manche davon sind außergewöhnlich – etwa am Flughafen Salzburg.


Heute gehört die Rollbahn nicht den startenden und landenden Flugzeugen, sondern Oliver Wurglits und seinem Truck. Oliver schaltet einen Gang höher und steuert seinen Arocs direkt auf die orangen Signale zu. Diese schnell blinkenden Warnlichter gehören zu einem guten Dutzend Lkw. In zwei langen Reihen warten die Fahrzeuge darauf ihre Ladung abzuliefern. Ladung für eine der bemerkenswertesten Baustellen, die Österreich heuer zu bieten hat.



Von Grund auf neu.

Die gesamte Rollbahn des Salzburger Flughafens wird von Grund auf erneuert. Sie ist fast drei Kilometer lang und knapp 50 Meter breit. Das bedeutet eine Totalsperre des Flugbetriebs für fünf Wochen und die Verarbeitung von zirka 120.000 Tonnen Asphalt. „Das ist auch für mich eine ungewöhnliche Baustelle“, sagt Oliver im breiten Salzburger Dialekt. Auch er hat Asphalt geladen. Angesichts der noch kühlen Morgenluft dampft die pechschwarze Ladung wie heißer Kaffee. Es riecht nach Bitumen.



Nachdem er seinen Arocs in Reih und Glied geparkt hat, wartet er bis der riesige Fertiger seinen Asphalt aufnimmt, um das Material zu einer geraden Fläche zu verarbeiten. Der neue Belag verspricht wesentlich mehr Grip für die Flugzeugreifen als die alte Piste, die noch aus den 1960er-Jahren stammte.



Zwölf Jahre Erfahrung.

Mit seinem ein Jahr alten Arocs ist der gebürtige Salzburger mehr als zufrieden. „Der marschiert brav.“ Er weiß wovon er spricht. Seit zwölf Jahren fährt Oliver Lkw, viele Jahre davon im Fernverkehr. Er hat aber auch Erfahrung mit bis zu 30 Meter langen Schwertransporten und im Bereich der Abfallwirtschaft. Und seit einem guten Jahr ist er nun im Baustellenverkehr unterwegs.

Auch Firmenkollegen von Oliver warten auf das Entladen des Asphalts. Sie alle fahren für die Salzburger Sand- und Kieswerke (SSK), ein Salzburger Familienunternehmen, dessen Fuhrpark zum Großteil aus Mercedes-Benz Lkw besteht. „Es sind sehr zuverlässige Fahrzeuge. Wir haben nur minimale Ausfälle“, sagt Hannes Hofer von den SSK. Jedes Jahr kommen weitere Trucks von Mercedes-Benz hinzu.



Perfekt getaktete Anlieferung.

Via GPS sind alle Lkw mit der Zentrale verbunden. Der zuständige Disponent kann die Fahrten genau koordinieren. Je nachdem, was am Rollfeld und den Zufahrten gerade los ist, kann er die Route der Lkw spontan ändern. An Spitzentagen sind fast 120 Lkw im Einsatz, um die riesige Menge an benötigtem Mischgut heranzuschaffen. Mitunter sind sie im 3-Minuten-Takt unterwegs. Hofer: „Die größte Herausforderung ist der vorgegebene Zeitrahmen. Wir müssen die erforderlichen Arbeiten in nur 20 Tagen durchführen, was nicht bei jedem Wetter möglich ist.“


Saubermachen nicht vergessen.

Mittlerweile hat Oliver die gesamte Ladung seines Arocs in den Fertiger gekippt – in Summe 25 Tonnen. Jetzt geht es wieder in Richtung Asphaltwerk. Vorher müssen noch die klebrigen, kalt gewordenen Asphaltrückstände entfernt werden.

Oliver stellt sein Fahrzeug auf einem eigens eingerichteten Platz ab und hievt sich lässig aus dem Fahrerhaus. Er nimmt eine Maurerkelle in die Hand.

„Damit ersparst du dir das Fitnessstudio“, sagt er mit einem Lachen und macht sich ans Werk. Um die harten Bitumen-Reste zu beseitigen ist viel Kraft notwendig.

„Wenn du das nicht sofort entfernst, wird es später umso mühsamer.“


Fahrer und … Krampus.

Die Muskeln lässt Oliver übrigens nicht nur beim Reinigen des Aufliegers spielen. Am oberen Ende der Windschutzscheibe steht in großen orangen Buchstaben „Da Krampus“ geschrieben. Warum? „Weil ich der Krampus bin“, lacht Oliver laut und fasst sich an den Bart. „So werde ich in der Firma genannt, weil ich seit 24 Jahren als Krampus laufe.“ Sein Krampus-Verein ist bis in die Steiermark und nach Wien unterwegs mit vorweihnachtlichen Engagements. Aber das ist eine andere Geschichte.

Frischer Asphalt für das Rollfeld.

Dass sein Arocs tatsächlich brav marschiert, zeigt sich am Weg ins Asphaltwerk nach Golling über die A10, die Tauern Autobahn. Im Werk angekommen fallen weit über 20 Tonnen Asphalt in wenigen Minuten auf den Auflieger. Danach steigt Oliver auf den Hänger und deckt die Ladung mit einer riesigen Jutedecke zu, damit sie am Weg retour zum Flughafen nicht kalt wird.



Keine alltägliche Baustelle.

Am Flughafen wartet erneut ein Ritual, das nicht auf jeder Baustelle zu finden ist. Bevor es auf die Landebahn rausgeht, geht es mit dem Lkw durch eine eigene Waschanlage. Sie reinigt und kühlt den Unterboden und insbesondere die Reifen, damit in der Folge weniger Asphalt kleben bleibt.



Danach entfernen zwei Baustellenmitarbeiter auf einer Hebebühne die riesige Jutedecke. Jetzt geht es wieder ab auf die Rollbahn. Ein Kreislauf, der sich an diesem Tag vier Mal wiederholen wird und letztlich eine transportierte Menge von 100 Tonnen Asphalt bedeutet.



Wie macht sich sein Mercedes im Vergleich zu anderen Fahrzeugen? Oliver antwortet mit einer Gegenfrage: „Was ist das?“. Er deutet auf den großen Mercedes-Stern ganz vorne am Fahrzeug. „Und wo sind Sterne normalerweise zu finden?“, fragt er grinsend weiter, um zu verdeutlichen, dass es ein himmlisches Vergnügen ist einen Mercedes-Lkw zu fahren.


Viermal am Tag fährt Oliver die Strecke vom Asphaltwerk zur Baustelle am Flughafen Salzburg.
Viermal am Tag fährt Oliver die Strecke vom Asphaltwerk zur Baustelle am Flughafen Salzburg.
Viermal am Tag fährt Oliver die Strecke vom Asphaltwerk zur Baustelle am Flughafen Salzburg.
Viermal am Tag fährt Oliver die Strecke vom Asphaltwerk zur Baustelle am Flughafen Salzburg.

Fotos: Sebastian Freiler

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