Herbert Bernsteiner fährt seit 37 Jahren im internationalen Autotransport

Wirtschaft & Logistik

Von Graz Lend bis Jordanien.

Herbert Bernsteiner transportiert für den Fahrzeuglogistiker Hödlmayr Fahrzeuge durch ganz Europa.


„Stress darfst du dir hier keinen machen“, sagt Herbert Bernsteiner. Auf dem riesigen Parkplatz der Hödlmayr-Niederlassung in Graz Messendorf lehnt er sich gerade weit aus dem Fenster einer Mercedes-Benz S-Klasse. Langsam lenkt er die Premiumlimousine in die untere Etage seines Actros 1843 Autotransporters – erst Meter für Meter, dann Zentimeter für Zentimeter. Echte Präzisionsarbeit.


Sorgfalt und Genauigkeit.

Fachmännisch sichert er die Fahrzeuge mit Keilen und Gurten. „Man muss schon aufpassen, sonst sind Beschädigungen bei der Beladung schnell passiert. Sicherheit geht in jedem Fall vor.“ Wichtig ist auch die Reihenfolge der Fahrzeuge. „Wenn ich bei einem Kunden zuerst andere Pkw entladen muss, geht wichtige Zeit verloren“, sagt Herbert Bernsteiner, der jede Menge Erfahrung mitbringt. Seit dem Jahr 1982 transportiert er Autos für den oberösterreichischen Fahrzeuglogistiker Hödlmayr International. Über die Jahre hat er wohl „einige zehntausend Fahrzeuge“ ver- und entladen, wie er mit einem Augenzwinkern erzählt. „Aber besser nicht genau nachrechnen, die hohe Zahl würde nur beweisen, dass ich nicht mehr der Allerjüngste bin“, sagt der 60-Jährige und grinst über das ganze Gesicht.


Ein Aufkleber von Aufbauhersteller Kässbohrer erklärt, wie die Ladungssicherungen zu montieren sind. Herbert Bernsteiner sind die Vorgaben aber längst in Fleisch und Blut übergegangen.
Ein Aufkleber von Aufbauhersteller Kässbohrer erklärt, wie die Ladungssicherungen zu montieren sind. Herbert Bernsteiner sind die Vorgaben aber längst in Fleisch und Blut übergegangen.

Touren bis nach Dubai.

Als er damals vor 37 Jahren bei Hödlmayr anfing, ging es für Herbert gleich nach Jordanien. „Ich wollte die Welt sehen und am Steuer meines Lkw konnte ich genau das tun“, sagt er. Er berichtet von Fahrten bei eisigen Temperaturen nach Finnland, Norwegen und Schweden. Von den 1980er-und 1990er-Jahren, als er Lkw in den Iran, nach Syrien und Dubai, in den Libanon und sogar nach Kuwait steuerte. Im Irak hat er in seiner Freizeit die Ausgrabungen von Babylon gesehen, in Jordanien die Felsenstadt Petra besucht. In Großbritannien war er ebenso wie in Frankreich und Deutschland, in Italien und der Schweiz, in Spanien, Ungarn und Tschechien. „Es gibt nicht viele europäische Länder und Staaten im Nahen und Mittleren Osten, in denen ich nicht war“, sagt er.


„Ich wollte die Welt sehen und am Steuer meines Lkw konnte ich genau das tun.“

– Herbert Bernsteiner


Bis zu 130.000 Kilometer im Jahr.

Millionen Kilometer hat er unterwegs abgespult und damit ein Stück weit zum kontinuierlichen Aufstieg des 1954 im oberösterreichischen Schwertberg gegründeten Familienunternehmens beigetragen. Heute ist er zwar großteils nur noch in Österreich unterwegs, bringt es aber trotzdem noch auf 125.000 bis 130.000 Kilometer im Jahr.

Hödlmayr war freilich auch schon in der Anfangszeit von Herbert Bernsteiner ein namhaftes Unternehmen, beschäftigte bereits damals hunderte Mitarbeiter. Heute ist das Unternehmen mit seinen 2.000 Beschäftigten aber einer der größten europäischen Player im Autotransport-Business. Mit mehr als 800 Fahrzeug-Spezialtransportern und 15 Ganzzugsystemen werden jährlich 1,75 Millionen Fahrzeuge bewegt – von der Übernahme der Modelle ab Werk bis hin zur Anlieferung zum Händler oder Flottenbesitzer.



Die Ladung: Fahrzeuge für Graz und Wiener Neustadt.

So wie hier in Graz ist Hödlmayr in vielen Fällen auch als Releasing Agent tätig, also als Übernahmespediteur, der für die Qualitätsendkontrolle sowie den Versand der Neufahrzeuge aus der Fabrik zuständig ist. Vom nur wenige hundert Meter entfernten Magna-Werk werden jährlich rund 100.000 Fahrzeuge übernommen und mit Bahn und Lkw weiter transportiert. Der Transporter neben Herberts Actros lädt für einen Händler in Aserbaidschans Hauptstadt Baku. So weit muss Herbert nicht fahren: Er bringt heute drei Wagen an einen nur wenige Kilometer entfernten Mercedes‑Benz Händler im Grazer Stadtbezirk Lend, den Rest wird er anschließend nach Wiener Neustadt bringen.



Ein eingespieltes Team.

Ein Stück weiter wird eine Mercedes-Benz G-Klasse verladen. „Was für ein Fahrzeug“, gerät Herbert Bernsteiner mit Blick auf den Offroader ins Schwärmen. Was er zu seinem neuen Actros sagt? Ob der ihm auch so gut gefällt? „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt Herbert Bernsteiner und lächelt. Obwohl er erst wenige Wochen hinter dem Steuer des Mercedes‑Benz Brummis Platz nehmen darf, sind er und der Actros bereits ein eingespieltes Team. „Ich habe mich sofort wohl gefühlt, Technik und Verarbeitung sind wirklich toll, der Fahrkomfort ist sehr hoch, die gefederten Sitze sind spitze.“ Ein echter Mehrwert ist für den Oberösterreicher der Abstandshalte-Assistent. „Gerade bei längeren Fahrten ist das sehr bequem und erhöht natürlich auch die Sicherheit. Ich bin mit meinem neuen Lkw rundum zufrieden.“



„Es war Liebe auf den ersten Blick.“

– Herbert Bernsteiner


Die gleiche Zugnummer wie vor 37 Jahren.

Woran er bei den vielen Jahren auf der Straße am liebsten zurückdenkt? „Ach, da gibt es so viele interessante Episoden und Erfahrungen“, sagt Herbert Bernsteiner, „da kann ich nichts hervorheben. Mir hat die Herumfahrerei immer gefallen, ich bin auch im Urlaub gerne unterwegs.“ Als nächste Reise geht es privat auf eine Motorradtour in die USA. Während des Gesprächs über die anstehende Amerika-Reise fällt ihm doch noch eine Anekdote ein: „Mein erster Transporter hatte damals die Zugnummer 173 und jetzt bin ich – nach Jahrzehnten mit anderen Nummern – zum Abschluss meines Berufslebens wieder mit der 173 unterwegs. Das hat mich sehr gefreut, als ich das gesehen habe.“


Fotos: Sebastian Freiler

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