Unterwegs mit Sladjan Martinovic und seinem Atego Abschlepper

Reportage

Gelber Engel, bitte kommen!

Einsatz für Sladjan Martinovic: Mit seinem Atego 1224 soll er einen Falschtanker zum nächstgelegenen ÖAMTC-Stützpunkt bringen.


Sladjan Martinovic hat in den vergangenen Jahren schon viel gesehen: Unfallfahrzeuge aller Größen und Marken, Fahrzeuge, die auf großen Steinen aufgesessen sind, verlorene Räder oder schwierige Bergungen aus Parkgaragen. Seit 2008 arbeitet Sladjan als Abschleppfahrer beim Österreichischen Automobil-, Motorrad- und Touring Club (ÖAMTC). In dieser Zeit ist dem 42-Jährigen einiges untergekommen. Aber warum so viele Menschen den falschen Treibstoff tanken, will ihm einfach nicht in den Kopf.



Falschtanker sind an der Tagesordnung.

Jetzt gerade ist wieder ein solcher Fall bei der Notrufzentrale von Österreichs größtem Mobilitätsclub eingegangen. Sladjan bekommt die Nachricht über das Display seines mobilen Arbeitsplatzes im Fahrerhaus des Mercedes‑Benz Atego 1224. „Klar, jeder kann einmal unaufmerksam sein“, sagt er. „Fehler passieren. Aber wir haben nicht einen oder zwei Falschtanker pro Woche, wie man vielleicht vermuten könnte, sondern bis zu 25 – nur bei uns im Osten Österreichs.“ Der Einsatzort ist nur wenige hundert Meter entfernt: eine Tankstelle zwischen Schmelz und Oeverseestraße im 15. Wiener Gemeindebezirk.

Beinahe täglich rückt Sladjan aus, um ein falsch betanktes Fahrzeug zum nächstgelegenen ÖAMTC-Stützpunkt zu bringen, wo anschließend der Treibstoff abgepumpt wird. „Falschtanker sind immer Dieselfahrer“, erklärt der ÖAMTC-Mitarbeiter, während er sich auf den Weg macht. „Das liegt an der Größe der Diesel-Zapfpistole. Der Rüssel ist breiter und kürzer als der von Benzin-Zapfpistolen, da müsste man sich schon sehr große Mühe geben, um Diesel in einen Benziner zu füllen.“



Retter mit guten Nachrichten.

An der Tankstelle wartet bereits der zerknirschte Fahrer des falsch betankten Pkw. „Danke, dass sie so schnell gekommen sind. Ich weiß auch nicht, wie mir das passieren konnte“, sagt er und tritt – das Handy in der Hand – aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. Sladjan versucht ihn zu beruhigen, erklärt ihm den Ablauf. Dass sein Auto abgeschleppt wird, weiß der Kunde schon vom ÖAMTC-Pannenhelfer. Aber wie geht es dann weiter? Ist das Auto nun defekt? Muss der Motor kostspielig getauscht werden? „Nicht, wenn Sie das Fahrzeug noch nicht gestartet haben“, sagt Sladjan. Der Autofahrer atmet hör- und sichtbar auf. „Puh, das heißt, ich habe noch einmal Glück gehabt?“ Genau das heißt es!



Routine: Das Aufladen.

Sladjan bringt seinen Atego in Front des Pkw in Position, mit einer Fernbedienung fährt er anschließend die Rampe aus. Dann entfernt er die Abdeckung von der Abschleppöse des Pkw. Er hängt das Abschleppseil ein, löst die Handbremse. Sladjan nimmt im Auto Platz und setzt bei geöffneter Fahrertür die Winde des Abschleppseils in Bewegung. Ganz langsam zieht er nun den Pkw auf die Laderampe seines Lkw.

Etwa auf halbem Weg steigt er aus dem Fahrzeug, setzt die Winde wieder in Bewegung, geht mit prüfendem Blick nebenher. Noch einige Zentimeter. Geschafft!


„Ich hatte in meinen mehr als 20 Berufsjahren mehrere Lkw von Mercedes‑Benz und kein einziger hat mich enttäuscht."

– Sladjan Martinovic


Verlässlich, komfortabel, hochwertig.

Dann geht es zurück zum ÖAMTC-Stützpunkt – mit Sladjans „Fünf-Stern-Wohnzimmer“, wie er den Atego liebevoll nennt. „Ich hatte in meinen mehr als 20 Berufsjahren mehrere Lkw von Mercedes‑Benz und kein einziger hat mich enttäuscht. Das waren immer sehr verlässliche, komfortable und hochwertige Fahrzeuge. Da ist mein aktueller Atego keine Ausnahme!“ Früher war Sladjan bei seinen Touren durch ganz Europa unterwegs. Heute ist er vor allem im Großraum Wien im Einsatz. Immer wieder kommt er aber auch in entlegene Winkel im niederösterreichischen Wald- und Mostviertel oder im Südburgenland. Bei Schneefall oder Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ist das durchaus eine Herausforderung.



Abwechslungsreicher Job.

Bei engen und kurvenreichen Straßen sind die hohe Wendigkeit, die gute Motorisierung und der kleine Wendekreis echte Vorteile. „Kein Einsatz ist gleich“, sagt Sladjan. „Ich bin immer woanders unterwegs, bekomme es mit immer anderen Fahrzeugen und Motorrädern, anderen Problemstellungen und anderen Menschen zu tun.“ Der Wiener schätzt die Abwechslung. „Fließbandarbeit in der Fabrik wäre nichts für mich. Ich bin lieber auf Achse.“

Was ihm fast noch wichtiger ist: Dass er Menschen zur Hand gehen kann. Der Kraftfahrzeugtechniker hilft anderen gerne aus der Patsche. Freundliche Worte sind ihm dann meist garantiert. „Natürlich sind die Leute im ersten Moment sauer, dass ihr Fahrzeug ein Problem hat und in die Werkstätte muss. Oder dass wie jetzt der Tank ausgepumpt werden muss“, sagt er. „Aber wenn wir Gelben Engel kommen, sind sie froh und haben immer ein Lächeln für uns.“


Fotos: Sebastian Freiler

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