Fahrschule: Führerschein machen im Actros

Reportage

Musterschüler.

Bernd Widiglberger will bei der Fahrschule Mayer in Stainz seinen C- und E-Schein machen – im neuen Actros. ROUTE hat ihn begleitet.

Der neue Actros erwies sich für die Fahrschule Mayer als die richtige Wahl – hier ist er auf dem Übungsplatz in Deutschlandsberg im Einsatz.


Langsam setzt Bernd Widiglberger seinen neuen Actros 1830 L zurück. Fast zögerlich steigt der junge Steirer aufs Gas, dann etwas mehr, bis der Lkw ruckartig zwischen zwei hüfthohen Plastikstangen zu stehen kommt. Sein Fahrschullehrer Franz Trummler nickt trotz der ruppigen Bremsung anerkennend: „Gut gemacht. Der ganze Ablauf muss jetzt nur noch etwas runder werden, aber das kriegen wir auch noch hin.“ Seit 20 Jahren ist Franz Trummler bereits Lehrer bei der Fahrschule Mayer in Stainz in der Weststeiermark, aber noch nie war sein Job „so angenehm, wie jetzt“, wie er im Gespräch mit ROUTE betont.

Grund dafür: Der neue Actros, den die Fahrschule vor rund einem halben Jahr übernommen hat und bei dem laut Franz Trummler „alles wunderbar zusammenpasst“. Dank Anfahrhilfe, Schaltautomatik und Rückfahrkamera könnten sich die Fahrschüler jetzt „voll auf das Wesentliche konzentrieren“ und „die Eigenschaften eines Fahrzeugs mit dieser Größe leichter kennenlernen“. Außerdem könnten die Fahrschüler nun angstfrei ihre ersten Straßenkilometer abspulen, was früher nicht immer der Fall gewesen sei. „Manche haben sich vor der ersten Fahrstunde fast in die Hose gemacht“, sagt Franz Trummler. „Plötzlich die Verantwortung für ein so großes Fahrzeug zu haben und es dann auch noch durch reale Verkehrssituationen zu steuern, ist schließlich durchaus gewöhnungsbedürftig.“

Diese Tatsache war auch mit ein Grund dafür, dass sich Fahrschulbesitzer Simon Koiner für den Actros entschieden hat: „Neben seiner Euro VI-Technologie und den niedrigen Verbrauchs- und guten Umweltwerten punktet das Fahrzeug mit seinem einfachen Handling. Das nimmt den Fahrschülern nicht nur die Angst, sondern ermöglicht ihnen auch deutlich effektiveres Lernen. Im Unterschied zu früher benötigt jetzt kaum einer unserer Schüler zusätzliche Fahrstunden über die gesetzlich vorgeschriebenen Einheiten hinaus, um die Prüfung zu bestehen.“

Teure Extrastunden möchte auch Bernd Widiglberger vermeiden, der den C- und E-Schein braucht, um in Zukunft auch größere Feuerwehrautos steuern zu dürfen. Gerade ist er an der nächsten Station am rund 10 000 Quadratmeter großen Übungsgelände der Fahrschule im Wirtschaftspark Deutschlandsberg angekommen. Mit seinem Actros soll er sich seitlich möglichst dicht einer dünnen Plastikstange nähern. „Damit simulieren wir das knappe Vorbeifahren an einem Hindernis wie beispielsweise einem engen Einfahrtstor“, sagt Franz Trummler, während er auf dem Beifahrersitz Platz nimmt.


Dank eines Fahrschulumbaus der Firma Silbergasser kann er von dort aus bei Bedarf jederzeit eingreifen. „Im Regelfall mache ich nur kleinere Korrekturen mit dem Lenkrad, wenn wir uns etwa dem Bankett nähern oder in Richtung Gegenverkehr abdriften“, sagt Franz Trummler lächelnd. Trotz der Schaltautomatik stehen ihm für Korrekturen drei Pedale zur Verfügung: „Das Gas rechts, die Bremse in der Mitte, und mit dem linken Pedal kann ich dem Fahrschüler das Gas abdrehen, falls er etwa zu forsch beschleunigt.“ Dazu kommen eine Hand voll Notfallknöpfe an der Armatur links vom Lenkrad, mit denen sich etwa die Lichthupe aktivieren, der Blinker einschalten oder das Fernlicht anschalten lässt.Beim aktuellen Manöver muss Franz Trummler keinen dieser Knöpfe aktivieren. Auch das Einparken und die Zielbremsung absolviert Bernd Widiglberger ohne Hilfe seines Fahrlehrers. Als nächste Übung muss er einen Anhänger ankoppeln. Der 21-Jährige orientiert sich beim Zurücksetzen an den Seitenspiegeln, blickt von links nach rechts und wieder zurück und schiebt kontrolliert rückwärts.

„Obwohl das Fahrzeug so groß ist, hat man vom Steuer aus eine perfekte Übersicht“, sagt der Steirer, während er mit einem Blick in den linken Seitenspiegel nochmals seinen Anfahrtsweg kontrolliert und das Lenkrad sanft ein kleines Stück nach rechts dreht. Rund einen Meter vom Hänger entfernt reduziert er das Tempo und steuert mit Blick auf die Rückfahrkamera den Lkw punktgenau ins Ziel. Ein leichter Ruck geht durch das Fahrzeug: geschafft! Bernd Widiglberger steigt aus und kontrolliert, ob der Hänger so eingerastet ist, wie er sollte, und zeigt sich ebenso wie sein Fahrlehrer zufrieden: „Bernd wird bei der Prüfung keine Probleme haben, er fährt wirklich sehr gut.“

Überhaupt hätten Probleme bei der Prüfung für seine Schüler Seltenheitswert, sagt Franz Trummler. Das liege „am großen Ehrgeiz und Können der Schüler“, vor allem aber „am guten Fahrlehrer“. Der groß gewachsene Steirer lacht laut auf: „Ein Scherz!“ Auch Fahrschulbesitzer Simon Koiner lächelt: „Das spielt schon auch eine Rolle. Mitentscheidend für den guten Lernerfolg der Schüler ist außerdem unser zweiwöchiger Intensiv-Internatskurs, in dem die Schüler neben dem C- und E-Führerschein auf kompakte Art und Weise auch die A- und B-Berechtigung erwerben können.“ Die Schüler könnten während der 14 Tage auf Wunsch in eigenen Apartments in unmittelbarer Nähe der Fahrschule wohnen und dank einer Sonderregelung bereits zwei Tage nach dem theoretischen Teil die praktische Prüfung absolvieren.

„Dabei schaffen 97,9 Prozent unserer Schüler die Prüfung schon beim ersten Antritt“, sagt Simon Koiner stolz. Insgesamt zählt die Fahrschule an ihren fünf Standorten in der Steiermark – Stainz, Leibnitz, Deutschlandsberg, Knittelfeld und Einsteign – knapp 1700 Schüler pro Jahr. Auf dem Übungsplatz in Deutschlandsberg werden darüber hinaus Fahrsicherheitstrainings angeboten. „Damit decken wir alle relevanten Fahrschulbereiche ab und sehen uns vom Angebot über unsere Standorte bis hin zum Fuhrpark sehr gut aufgestellt“, sagt Simon Koiner.

Bald schon will er einen zweiten neuen Actros begrüßen, der vor allem in der Fahrschule in Knittelfeld zum Einsatz kommen soll. „Wir haben das Fahrzeug schon bestellt und können es kaum mehr erwarten, dass wir dann alle Lkw-Fahrstunden auf einem neuen Actros anbieten können.“ Bernd Widiglberger ist bereits heute rundum zufrieden. Er hat im neuen Actros auch die restlichen Stationen des Übungskurses mit Bravour absolviert und wird wohl – davon ist Fahrlehrer Franz Trummler überzeugt – in wenigen Tagen seinen Lkw-Führerschein in Händen halten. Wir drücken die Daumen!

Noch keine Kommentare