Der Arocs als Kletterprofi bei der Auer GmbH

Fahrzeug & Technik

Der Berg ruft.

Steine, Schotter und etliche Höhenmeter sind die Herausforderungen des Arocs bei der Auer GmbH. Einmalig in Westösterreich ist sein Abschiebe-Aufbau, der die Arbeit deutlich erleichtert.

Manfred Auer ist bei der Auer GmbH für den Fuhrpark zuständig – mit seinem Arocs-Kipper ist er nebenbei viel auf steilen, engen Wegen im Einsatz.
Manfred Auer ist bei der Auer GmbH für den Fuhrpark zuständig – mit seinem Arocs-Kipper ist er nebenbei viel auf steilen, engen Wegen im Einsatz.
Auf verschneiten Schotterwegen bahnt sich der Arocs 4145 Allradkipper der Auer GmbH souverän seinen Weg.
Auf verschneiten Schotterwegen bahnt sich der Arocs 4145 Allradkipper der Auer GmbH souverän seinen Weg.
Wo das Aufkippen nicht möglich ist, kommt der Fliegl-Abschiebe-Aufbau zum Einsatz – der Mechanismus funktioniert schnell und unkompliziert.
Wo das Aufkippen nicht möglich ist, kommt der Fliegl-Abschiebe-Aufbau zum Einsatz – der Mechanismus funktioniert schnell und unkompliziert.

Manfred Auer legt den Schalter um. Dann wirft er einen Blick in den Rückspiegel seines Arocs 4145 Allradkippers und beobachtet, wie der Schiebeschlitten des Fliegl-Abschiebe-Aufbaus den geladenen 8-16er-Schotter von der Laderampe schiebt. Zentimeter für Zentimeter der Ladung purzelt – ohne großes Aufkippen oder umständliches Öffnen der Ladebordwand – von der Ladefläche, bis die ganze Fracht von 15 Tonnen einen ansehnlichen Haufen hinter dem Vierachser bildet. „Unglaublich praktisch“, sagt Manfred Auer, legt den Schalter auf „Vor“ und klettert aus dem Fahrerhaus.

Der stämmige Tiroler – feste Schuhe, Jeans und Softshell-Jacke – macht eine Runde um seinen Arocs und zieht sich dann eine Haube über. Es hat heute hier hoch heroben über Gries am Brenner auf 1900 Metern Seehöhe im Steinbruch der Auer GmbH zwar laut Anzeige im Fahrzeug „nur“ ein Grad minus, kalt ist das aber mit dem frischen Wind trotzdem. „Normalerweise ist es im Dezember aber noch um einiges kälter. Da hatten wir sogar schon mal minus 30 Grad“, sagt Manfred Auer, der im Familienunternehmen für den Fuhrpark zuständig ist und den Transportbereich leitet. Sein jüngerer Bruder Manuel ist ebenso im Unternehmen tätig wie der dritte Bruder Johannes, ihr Onkel Gerhard (als Geschäftsführer) und dessen beide Kinder. Und Manfreds Vater Franz Auer ist Geschäftsführer in zweiter Generation.

Insgesamt zählt das Unternehmen mehr als 100 Mitarbeiter. „Die kommen größtenteils aus der Region – das ist uns wichtig. Damit sind wir einer der größten Arbeitgeber hier“, sagt Franz Auer. Gegründet wurde der Betrieb direkt nach Ende des Zweiten Weltkriegs von Franz und Gerhard Auers Vater, der sich mit einem ausgedienten Militärlastwagen mit dem Transport von Holz und Ziegeln im Wipptal selbstständig machte. Bald kam ein zweiter Lkw dazu, heute, 70 Jahre später, zählt der Fuhrpark 25 bis 30 Fahrzeuge.


Längst hat sich der Betrieb vom Holztransport emanzipiert, auch wenn immer noch zwei Lkw in diesem Bereich tätig sind. Fünf Lastwagen setzt die Auer GmbH im Fernverkehr ein, hauptsächlich zum Transport von Marmor aus Italien in den deutschsprachigen Raum, nach Ostösterreich und in die Benelux-Länder. Und rund 20 Fahrzeuge transportieren Aushubmaterial, Steine, Schotter und Sand. „Seit 1965 sind wir außerdem recht erfolgreich im Erdbau aktiv“, sagt Franz Auer. Neben Lkw gehören daher auch Bagger und andere Baumaschinen zum Unternehmen und selbst eine Kehrmaschine. Hier im Steinbruch sind darüber hinaus Siebanlagen, Radlader und ein Brecher im Einsatz. Zudem ist die Auer GmbH im Wegebau und in der Wegesanierung tätig. Eine weitere Spezialität: der Bau von Steinmauern aller Art und Größe.

Damit ist aber noch nicht Schluss: 1990 öffnete direkt bei der Autobahnabfahrt Matrei eine Werkstätte ihre Tore, die von Gerhard Auer geleitet wird. „Das hat auch den Vorteil, dass wir dort unsere Fahrzeuge und Baumaschinen selbst servicieren können“, sagt Bruder Franz. Während andere Unternehmen ihren Fuhrpark nach durchschnittlich sieben bis acht Jahren erneuern, hält Auer die Fahrzeuge oft 12 bis 14 Jahre im Betrieb. Der Kilometerstand liegt dann trotz der vergleichsweise geringen täglichen Strecken meist schon zwischen 600 000 und 700 000. „Wenn die Autos gut gepflegt werden, dann ist das kein Problem“, sagt Franz Auer. „Auch wenn die Lkw in unserer Region durch das ständige Auf und Ab überdurchschnittlich stark beansprucht werden.“


Die Schottergrube und der Steinbruch der Auer GmbH sind nur durch einige Serpentinen und 300 Höhenmeter voneinander getrennt. „Dabei handelt es sich um den höchstgelegenen Steinbruch Mitteleuropas“, sagt Manfred Auer. Der Weg dort hinauf ist zwar beschwerlich, aber kaum irgendwo sonst liegen Kalkstein und Gneiss derart eng beisammen. Während in der tiefer gelegenen Schottergrube der Abbruch-Kalkstein gesiebt, nach Größen in Sammelboxen sortiert und mit dem Radlader verladen wird, wird oben im Steinbruch regelmäßig gesprengt. Fünf Mitarbeiter der Firma haben daher die Ausbildung zum Sprengmeister, Manfred Auer ist einer von ihnen. „Ich habe das auch sieben Jahre lang selbst gemacht, mich aber zuletzt mehr auf andere Sachen konzentriert. Trotzdem fahre ich morgen wieder auf eine Fortbildung, um mein Wissen aufzufrischen“, erzählt Manfred Auer.

Heute gilt es zunächst, eine weitere Ladung Straßenschotter aufzunehmen. Manfred Auer steuert seinen Arocs vom Steinbruch durch die engen Radien der Serpentinen hinunter in die Schottergrube – vorbei an mit Eis überzogenen Felswänden. „Die Lenkung des Arocs geht leicht, die TurboRetarder-Kupplung ist fein, der Wandler beim Wegfahren eine super Sache, und die Motorbremse lässt auch keine Wünsche übrig“, lobt Manfred Auer den Lkw während der Fahrt. „Der größte Vorteil des Fahrzeugs ist aber wohl sein Abschiebe-Aufbau. In Westösterreich ist das unseres Wissens nach das erste Fahrzeug, das so aufgebaut ist, und das erlaubt uns vor allem auf engen Forstwegen ein präziseres und auch sichereres Arbeiten. Dort muss man sonst immer aufpassen, dass das Fahrzeug beim Abkippen nicht umfällt. Jetzt fahre ich einfach hin und schiebe den Schotter raus.“

Ein Vorteil ist das auch bei Tunnelbauarbeiten, wo meist kein Platz zum Aufkippen ist. „Also muss man den Sand oder den Schotter normalerweise vor dem Tunnel umständlich auf Radlader umladen. Dank dem Schiebe-Aufbau können wir mit dem Arocs einfach reinfahren, dann lege ich den Schalter um, und ein paar Sekunden später ist das Abladen auch schon wieder erledigt.“ Unglaublich praktisch halt.

www.auer-gmbh.at

Fotos: Bubu Dujmic

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