Detlef Jurack fährt das Sondermodell „20 Jahre Actros“

Reportage

Heißes Eisen.

Detlef Jurack fährt Schmiedeteile für den Maschinen-, Getriebe- und Anlagenbau. Sein Lkw: das Sondermodell „20 Jahre Actros“.


Noch einmal am Hebel des Spanngurts ziehen – nun sitzt auch die letzte Palette fest. Detlef Jurack klettert vom Auflieger. Die verzurrten Getriebewellen glänzen im Licht. Sie dürfen auf keinen Fall beim Transport beschädigt werden. Detlef wischt sich ein paar Schweißtropfen von der Stirn. Auf dem Weg zum Fahrerhaus streift er seine Handschuhe ab. Er öffnet die Tür – über den Trittstufen leuchtet ein Schriftzug. „Ist das nicht cool?“, fragt er und zeigt auf das Jubiläumsemblem. Sein Actros ist ein ganz besonderer.

20 Jahre nach der ersten Vorstellung des Actros hat Mercedes-Benz ein Sondermodell herausgebracht, von dem es insgesamt nur 200 Stück gibt. Einen hat sich Detlefs Firma Dirostahl aus Remscheid gesichert. „Der beste Lkw, in dem ich je saß!“, sagt Detlef. Die Abholung aus dem Werk hat er sich nicht entgehen lassen. Zusammen mit seinem Bruder und seinem Sohn ist der 59-Jährige nach Wörth gereist. „Die beiden waren am Schmunzeln, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Der Lkw stand hinter einer Scheibe. Vor der bin ich aufgeregt wie ein Knirps hin und her gelaufen“, erzählt Detlef, während er die Papiere prüft, und muss selbst noch einmal grinsen. Die Begeisterung hat nicht nachgelassen.


Unerträgliche Hitze, unglaubliche Kräfte – an der Schmiedepresse entstehen  die ganz dicken Brocken.
Unerträgliche Hitze, unglaubliche Kräfte – an der Schmiedepresse entstehen die ganz dicken Brocken.

Es riecht nach Feuer und Metall.

Seit Generationen fertigt Dirostahl hochwertige Schmiedestücke. Die Firma ist zu einem führenden Familienunternehmen im Bereich Freiformschmieden und Ringwalzen gewachsen. Die fast 500 Mitarbeiter produzieren mithilfe modernster Technik bis zu 15 Meter lange Schmiedestücke und nahtlos gewalzte Ringe bis 3,50 Meter Durchmesser. Bis zu 35 Tonnen können die größten Wellen und Stäbe schon mal wiegen. In der Schmiede sticht der Geruch von Feuer und Metall in die Nase. Am Rand der Halle liegen meterlange Rohteile. Der Stahl glüht nicht mehr, aber auch in einigen Metern Entfernung spürt man, dass sie noch heiß genug sind, um sich ohne Weiteres schwer an ihnen zu verbrennen: Beim Schmieden wird der Stahl auf bis zu 1.200 Grad Celsius erhitzt.

So richtig zur Sache geht es in der Mitte der Halle. Hier arbeiten die Männer von Dirostahl gerade mit einem 12-Tonnen-Block aus gelb-orange glühendem Stahl. Aus ihm entstehen in der hydraulischen Schmiedepresse vier Flanschwellen. Immer wieder sprühen glühende Teile aus dem gewaltigen Block durch die Luft. Die Männer nutzen jede Möglichkeit, um sich ein paar Meter zu entfernen und etwas Abstand zur Hitze zu gewinnen.


„Bei der Abholung bin ich aufgeregt wie ein Knirps hin und her gelaufen.“

Detlef Jurack, „20 Jahre Actros“-Fahrer


Detlef Jurack fährt Schmiedeteile für den Maschinen-, Getriebe- und Anlagenbau. Sein Lkw: das Sondermodell „20 Jahre Actros“.


900.000 Kilometer problemfrei.

Detlefs „20 Jahre Actros“-Edition ist einer von derzeit 15 Lkw, die für Dirostahl im Nah- und Fernverkehr unterwegs sind – und Detlefs zweiter Actros: „Vor Jahren habe ich einen Actros der zweiten Generation gefahren. Mit dem hatte ich in neun Jahren und über 900 000 Kilometer eigentlich nie Probleme.“ Seine Hand tastet nach dem Schalter für die Dachlukenbeleuchtung – auch ein Extra dieses Trucks. Die 138 LEDs, die das GigaSpace-Fahrerhaus des Actros blau ausleuchten, verlöschen, es ist draußen hell geworden. Damit er fit bleibt, und um etwas Abwechslung vom Job im Fahrerhaus zu bekommen, geht Detlef zwei Mal die Woche joggen. „Das tut mir richtig gut“, sagt der ehemalige Fußballer, der es mal bis in die Landesliga geschafft hatte.

Er blickt in den Rückspiegel und tippt mit dem Fuß das Gaspedal an. Der Actros rollt vom Hof. Die Getriebewellen, die er geladen hat, sind für ein Windkraftanlagen-Werk nahe der holländischen Grenze bestimmt. Oft sind die Dirostahl-Trucks bis ans Limit ausgeladen, da fordern die Steigungen im Bergischen Land ihnen einiges ab. Mit seinen 460 kW zieht der Actros 1853 die Ladung aber souverän. Detlef: „Ich wäre auch mit einer kleineren Maschine zufrieden gewesen. Aber so ist das natürlich auch nicht schlecht. Und spritsparender bin ich in dieser Kombi auch noch unterwegs!“


Chrom-Kiemen, Edelstahlkappen – das Sondermodell ist ein Hingucker.
Chrom-Kiemen, Edelstahlkappen – das Sondermodell ist ein Hingucker.

Fotos: Michael Neuhaus

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