Das Familienunternehmen Winter hat für ein Jahr einen Actros gewonnen

Reportage

Paletten-König.

Das niederösterreichische Familienunternehmen Winter hat für ein Jahr einen Actros 1845 LS gewonnen. Doch schon jetzt ist klar: Der Paletten-Spezialist übernimmt den Lkw. Zur Freude des Fahrers…

Mehrere Millionen Paletten stellt die Firma Winter pro Jahr her – Fahrer Stefan verteilt sie mit seinem Actros.
Mehrere Millionen Paletten stellt die Firma Winter pro Jahr her – Fahrer Stefan verteilt sie mit seinem Actros.

Nein, man wird aus diesem Artikel leider nicht erfahren, worin genau das Geheimnis perfekt gebauter Paletten liegt und wieso Franz Winter darum so viel Aufhebens macht. Das hat mehrere Gründe. Zum Beispiel den, dass der niederösterreichische Unternehmer die Maschinen zum Teil selbst entwickelt hat, mit denen Holzbretter und Klötze in der Produktionshalle möglichst effizient zusammengenagelt werden. Oder auch, dass die Branche hart umkämpft ist, da wird viel zertifiziert, und beinahe jedes Wort wäre eines zu viel. Zu Gesicht bekommt man nur das millimetergenau produzierte Endprodukt mit IPPC-Stempel, EPAL- und UIC-Prüfklammer und den genormten 1,20 Meter Länge, 80 Zentimeter Breite und 144 Millimeter Höhe. Auf dem gesamten Firmengelände herrscht strenges Filmverbot. Weil, wie gesagt: Wer weiß…

Wie die Paletten vom Sitz der Firma Winter in der Marktgemeinde Hof am Leithaberge zu den Kunden kommen, kann dagegen ohne Umschweife erzählt werden. Das erfolgt recht unkompliziert mit Subfrächtern und eigenen Lkw. Insgesamt 16 Winter-Fahrzeuge sind es, die Tag für Tag voll bepackt mit frisch fabrizierten Produkten – neben Euro- auch Display-, CP- und Düsseldorfer Paletten – frühmorgens das Firmengelände verlassen und nachmittags leer oder mit Retourware zurückkehren.


Unternehmer Franz Winter (l.), hier mit seiner Frau Andrea, kann sich auf seinen Fahrer Stefan rundum verlassen.


Darunter ist auch ein Actros 1845 LS im „Friends on the road“-Design – der jüngste Neuzugang im Fuhrpark. Im Rahmen der Mercedes-Benz Jubiläumsgala „20 Jahre Actros“ im Juni 2016 im Red Bull Hangar-7 hat Franz Winter die Sattelzugmaschine für ein Jahr gewonnen. Für ihn ist aber längst klar, dass der Actros auch danach Teil seines Fuhrparks sein wird. Der Ankauf sei praktisch fix. Franz Winter lächelt: „Da brauchte ich nicht lange zu überlegen. Das Fahrzeug ist perfekt für unsere Bedürfnisse geeignet, bewährt sich nun schon über Monate und Tausende Kilometer im täglichen Betrieb, und beim Thema Verbrauch liegen wir bei sensationellen 26 Litern durchschnittlich. Weshalb sollten wir es also wieder zurückgeben?“

Auch der Fahrer ist voll des Lobes für sein neues Arbeitsgerät. „Das ist ein super Fahrzeug“, sagt Stefan, der am liebsten einfach nur beim Vornamen genannt wird. „Der Actros ist angenehm zu fahren, komfortabel und gut ausgestattet.“ Er öffnet die Tür zum Fahrerhaus, zieht seine Arbeitshandschuhe aus, wirft sie hoch auf den Fahrersitz und schließt die Tür wieder. Einige Meter weiter lädt ein Stapler gerade Stöße von Viertelpaletten auf den Lkw-Auflieger. Die werden dann vor allem im Osten Österreichs verteilt, rund 250 Kilometer im Umkreis der Firma.


Genauigkeit ist Trumpf, weswegen sich Stefan (l.) mit den Staplerfahrern immer noch mal genau abstimmt.


Lieber doppelt kontrollieren.

Am Vormittag hat Stefan bereits Paletten an zwei Unternehmen in Wien und an ein Handelsunternehmen in Gars am Kamp im niederösterreichischen Waldviertel geliefert, nun bekommt er Ware für den morgigen Tag vorgeladen. Es stapeln sich 2 320 Viertelpaletten auf seinem Auflieger. Der gebürtige Ungar zählt sie nach, kontrolliert, vergleicht die Zahl mit der Vorgabe im Arbeitsauftrag: „Passt!“

Verlässlichkeit ist in diesem Geschäft das Um und Auf. „In Zeiten, da der Lkw zunehmend das Lager ersetzt, könnte ein Fehler bis hin zu einer Produktionsunterbrechung führen, und das können sich weder unsere Kunden noch wir leisten“, erklärt Franz Winter. Also lässt sich Stefan den ordnungsgemäßen Ablauf des Ladevorgangs vom Staplerfahrer bestätigen – doppelt hält besser. Dann zieht er noch einmal die Arbeitshandschuhe über und schließt gewissenhaft die Plane des Aufliegers. Morgen um 6 Uhr früh geht es wieder los. „Je nach Auftrag bin ich bis 15 oder 16 Uhr unterwegs“, so der Lkw-Fahrer, der die 45-Minuten-Strecke von seiner Heimatstadt Sopron hierher in den südöstlichsten Winkel Niederösterreichs morgens und abends mit dem Auto zurücklegt.


Stefans Actros hat alles, was man sich als Fahrer und Unternehmer wünscht: Ein Sekundär-Wasser-Retarder, Predictive Powertrain Control und Economy Pack gehören dazu ebenso wie Climate Pack, eine elektrische Standklimaanlage, Spurhalte- und Abstandshalte-Assistent, Aufmerksamkeits-Assistent, Bi-Xenon-Scheinwerfer, Truck-Navigationssystem und FleetBoard. „Ohne diese Features werden wir auch keinen Lkw mehr kaufen“, sagt Franz Winter und erzählt von einem schweren Unfall, den einer seiner Fahrer vor rund einem halben Jahr mit einem älteren und schlechter ausgestatteten Fahrzeug einer anderen Marke in Wien hatte. „Glücklicherweise gab es dabei keine Verletzten, aber es hätte schlimm ausgehen können. Der Fahrer hat an der Licht-Schatten-Grenze bei einer Tunneleinfahrt eine stehende Kolonne übersehen und ist aufgefahren. Er hat einen anderen Lkw von hinten erwischt und auf einen Pkw geschoben.“

Einer seiner Söhne, die mittlerweile beide im Familienbetrieb mitarbeiten, kam kurze Zeit darauf mit einem top ausgestatteten Mercedes-Benz in eine ähnliche Situation, und da hat das Fahrzeug unmittelbar den Bremsvorgang eingeleitet. „Die Technik konnte einen Unfall verhindern“, sagt Franz Winter. „Mein Sohn meinte, er hätte sich kaum im Sitz halten können, so stark sei der Bremsvorgang gewesen.“


Stefans Actros ist top ausgestattet – darauf wird bei seinem Arbeitgeber großer Wert gelegt.


Neben der Produktion von einigen Millionen Paletten jährlich beschäftigt sich die Firma Winter auch mit deren Vermietung und der Herstellung von Designer-Möbeln aus den Ladungsträgern. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte im Jahr 1999 mit der Geschäftsidee, Paletten zu reparieren. Der gelernte Betriebsschlosser Franz Winter machte sich mit der Idee selbstständig, stieg bald auch in den Handel mit gebrauchten Paletten ein sowie in die Hackguterzeugung. Im Jahr 2000 begann er mit der Fertigung. Aber wie genau – das bleibt eben sein Geheimnis.


Fotos: Bubu Dujmic

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