Bei der Höpperger GmbH & Co KG wird Abfall recycelt

Wirtschaft & Logistik

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Täglich werden in Österreich unzählige Tassen Nespresso getrunken. Die benutzten Kapseln werden von der Höpperger GmbH & Co KG mit einem Actros eingesammelt und in Pfaffenhofen in Tirol wiederaufbereitet.

Noch ein buntes Durcheinander – doch dank Höpperger bekommen die gebrauchten Kapseln ein zweites Leben, und aus dem alten Kaffeesud wird ein Biosubstrat zur Stromerzeugung.


Tausende bunte Aluminium-Kapseln liegen in einem Sammelbehälter. Fortissio Lungo, Indriya, Decaffeinato, Rosabaya, Capriccio und all die anderen Sorten aus dem Nespresso-Sortiment. Manche sehen beinahe neu aus, andere sind verbeult und zerdrückt. Egon Schweigl wirft einen Blick auf das Durcheinander, bevor er den Behälter auf den Lifter der Schüttung seines Actros 2736 BlueTec EEV schiebt. Per Knopfdruck entleert er die Kapseln in den Bauch seines Fahrzeugs, wo bereits der Inhalt Dutzender weiterer Behälter gelandet ist. „Damit sind wir voll“, sagt der 40-Jährige, klettert in sein Fahrerhaus und startet den 265-kW-Motor. Sein Ziel: das Recycling-Zentrum seines Arbeitgebers, der Höpperger GmbH & Co KG in Pfaffenhofen in Tirol.

Dort schweben Metallteile an einem großen Kran durch die Luft, im Hintergrund sind das Röhren und Rütteln der Schredder- und Sortieranlagen, die Pressen und Wiederaufbereitungsmaschinen zu hören. Die Firma Höpperger zerlegt Elektro-Altgeräte in ihre Einzelteile und sortiert diese in die verschiedenen Stoffgruppen, trennt Abfälle, bereitet Paletten, Abbruchholz, Baumschnitt oder Wurzelstöcke zur Wiederverwendung auf und verwandelt Bioabfall in nährstoffreichen Humus.


„Rund 75 000 Tonnen Altstoffe verwerten wir hier jedes Jahr“, sagt Geschäftsführer Harald Höpperger. „Zwischen 80 und 90 Prozent davon können wiederverwendet werden. Wir haben also das große Glück, von dem leben zu können, was andere wegwerfen.“ Dazu gehören auch die Aluminium-Kapseln der Kaffeemarke Nespresso, die Egon Schweigl zuvor von einer Sammelstelle abgeholt hat. Zusammen mit den anderen Kapseln der österreichweit mehr als 1.100 Sammelstellen landen sie hier in Pfaffenhofen.

In einem selbst entwickelteten Verfahren verwandelt das Tiroler Familienunternehmen den darin enthaltenen Kaffeesud in hochwertiges Biosubstrat, das in der Folge zu Biogas und Strom weiterverarbeitet wird. Aus einem Sattelzug mit 24 Tonnen gebrauchten Nespresso-Kapseln werden so rund 10.000 Kilowattstunden Strom. Das entspricht in etwa dem jährlichen Bedarf von zwei bis drei Einfamilien-Haushalten.


Die Höpperger GmbH & Co KG verarbeitet neben Kaffeekapseln auch Elektroschrott und sonstigen Abfall – der Actros übernimmt den Transport.
Die Höpperger GmbH & Co KG verarbeitet neben Kaffeekapseln auch Elektroschrott und sonstigen Abfall – der Actros übernimmt den Transport.
Egon Schweigl sammelt mit seinem Actros Hausmüll und anderen Abfall ein – 90 Prozent davon können wiederverwertet werden.
Egon Schweigl sammelt mit seinem Actros Hausmüll und anderen Abfall ein – 90 Prozent davon können wiederverwertet werden.
Egon Schweigl entleert eine Wertstofftonne mit Nespresso-Kapseln in die Schüttung seines Actros.
Egon Schweigl entleert eine Wertstofftonne mit Nespresso-Kapseln in die Schüttung seines Actros.

Bevor der Recycling-Prozess beginnen kann, muss Egon Schweigl aber erst die Kapseln aus der Schüttung seines Actros in einen Tiefbunker entleeren. Über zwei Schnecken werden artfremde Bestandteile wie etwa die häufig mit den Kapseln entsorgten Kunststoffsackerln aufgerissen.

Im nächsten Schritt klopft eine Hammermühle den Kaffeesatz aus den Kapseln heraus. Zusätzlich werden sie mit Wasser ausgespült und durch ein Sieb geleitet, wodurch das Aluminium restlos vom Kaffee getrennt wird. Das daraus gewonnene, reine Kaffee-Wasser-Gemisch gelangt als wertvolles Biosubstrat in umliegende Klär- und Biogasanlagen. Die Kapseln werden am Firmengelände zwischengelagert und später wiederverwertet.

„Dieses Beispiel zeigt ganz gut unsere Firmenphilosophie“, sagt Harald Höpperger. „Wir entwickeln uns vom Entsorger zum Wiederverwerter. Dabei nehmen wir Abfälle als Wertstoffe war, von denen wir einen möglichst großen Anteil wiederaufbereiten.“ Damit das gelingt, setzt das Unternehmen auf neueste Technologie. So steht in Pfaffenhofen Europas modernste automatisierte Sortieranlage für Kunststoffverpackungen. Auch die Elektronik-Altgeräte werden in einer europaweit einzigartigen Anlage voll automatisch in mechanische und elektronische Bauteile zerlegt, um daraus Materialien wie Eisen oder Edelstahl zu gewinnen. „In jeder unserer Anlagen steckt sehr viel Eigenentwicklung“, sagt Höpperger. „Wir stimmen die Maschinen auf unsere individuellen Bedürfnisse ab. Auf diese Weise können wir den Recycling-Grad erhöhen. Und davon profitiert nicht nur unser Unternehmen, sondern auch die Natur.“



Der Schutz der Umwelt spiele auch bei der Wahl des Fuhrparks eine Rolle. So hat die Firma mittlerweile 19 Lkw von Mercedes-Benz im Einsatz – das ist die Hälfte des gesamten Fuhrparks. „Wegen der ökologischen Vorteile“, wie Höpperger betont. Der Spediteur schätzt darüber hinaus das dichte Servicenetz, die kurzen Lieferzeiten und das tolle äußere Erscheinungsbild der Lkw von Mercedes-Benz.

Für Egon Schweigl zählen andere, eher praktische Werte. „Der Actros fährt sich wirklich gut“, sagt er. Vor allem die Rückfahrkamera hat es ihm angetan. „Im Regelfall holen wir mit dem Fahrzeug Hausmüll aus Gemeinden im Tiroler Oberland ab. Dort gibt es viele enge Hauseinfahrten und schmale Gassen – und da ist die Rückfahrkamera Gold wert.“

Egon Schweigl ist mittlerweile wieder an einer der Nespresso-Sammelstellen angekommen. Der grüne Behälter mit den Kapseln ist zwar nur halb voll, doch er hängt ihn trotzdem an den Lifter seines Actros-Aufbaus. Ein Knopfdruck, und der Recycling-Kreislauf beginnt von vorn.

Fotos: Matthias Heschl

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