Arocs 4145 mit Kipperaufbau im Einsatz

Fahrzeug & Technik

Kipperprofis.

Miroslav Zvjerac transportiert für die Magyer Betriebs GmbH Aushubmaterial und Betonreste. Seit Kurzem darf er dabei hinter dem Steuer eines Arocs 4145 mit Kipperaufbau Platz nehmen.

Ein Cat Radlader 966K belädt den Arocs 4145 auf dem 100 Hektar großen Firmengelände von Magyer.


Rund um das Auhof Center im Westen Wiens rollen seit einigen Tagen die Radlader. Der mittlere Teil des Einkaufszentrums wird neu gebaut, es entstehen 7 000 Quadratmeter zusätzliche Verkaufsfläche für 20 bis 30 neue Geschäfte. Die Eröffnung ist für den Oktober dieses Jahres geplant. Bis es so weit ist, muss der betroffene Bauabschnitt aber zuerst komplett abgerissen werden. Und dabei kommt die Magyer Betriebs GmbH ins Spiel, die sich neben Bodenaushubarbeiten und der Baurestentsorgung auch auf Erd- und Abbrucharbeiten spezialisiert hat und für den Abtransport des Bauschutts auf der Auhof-Center-Baustelle verantwortlich ist.

Dort herrscht jetzt reger Betrieb. Neben Absperrzäunen und Erdhaufen lagern Betonreste, dazwischen fahren Baumaschinen hin und her. Dabei den Überblick zu behalten, ist nicht immer einfach. Magyer-Fahrer Miroslav Zvjerac lässt sich am Steuer seines Arocs 4145 von der allgemeinen Hektik aber nicht anstecken. Routiniert überblickt er das Baustellen-Gelände, fährt langsam vor, hält an und gibt wieder sanft Gas. Die Unebenheiten des Terrains sind dank der einzigartigen Federungs- und Rahmenkonstruktion des Arocs kaum zu spüren. Mit seinen zwei gelenkten Vorderachsen ist der 4-Achser darüber hinaus extrem wendig, und aufgrund der großen Bodenfreiheit sind auch Hindernisse wie kleine Betonbrocken keine Hürde.

„Mit dem Arocs komme ich wirklich überall drüber“, sagt Miroslav Zvjerac, den seine Kollegen Miro nennen, im Gespräch mit ROUTE. „Und falls ich doch einmal irgendwo stocke, weil beispielsweise ein Reifen in der Luft hängt, geht es mit dem Offroad-Modus und damit permanent höherer Drehzahl trotzdem weiter.“

„Das sind auch genau die Gründe, warum wir den Arocs angeschafft haben“, sagt Werner Magyer, der den Familienbetrieb in Untersiebenbrunn gemeinsam mit seinen drei Geschwistern in dritter Generation leitet. Das Fahrzeug hat er Anfang November 2013 in seinen Fuhrpark aufgenommen. „Aufgrund seines hohen Gewichts wäre der Einsatz im normalen Betrieb, etwa zum Transport von Kies oder Betonresten, zu unwirtschaftlich. Auf der Baustelle und da vor allem, wenn es eng und unübersichtlich wird, kann der Arocs aber seine Stärken ausspielen. Daher haben wir aktuell auch einigen Betreibern von Steinbrüchen das Angebot gemacht, unser Fahrzeug fix bei ihnen zum Einsatz zu bringen.“ Der Magyer-Lkw würde dann also mehrheitlich oder ausschließlich in einer Fremdfirma seine Runden drehen? „Genau das“, sagt Werner Magyer. „Viele Firmen wollen und können sich heute keinen 4-Achser mehr leisten, obwohl er viele Vorteile mit sich bringt, und da wollen wir ansetzen und sind wir der richtige Ansprechpartner.“


Meistens kippt Miro Aushubmaterial und Betonreste nach hinten ab, aber wenn es die Situation verlangt, geht es auch nach links – wobei die Seitenbordwand gleichzeitig die Reifen des Arocs vor den großen Brocken schützt.


Zurück in den Westen Wiens, wo Miro heute bereits zum dritten Mal neben einem Radlader auf der Aufhof-Center-Baustelle hält. Wenige Sekunden später poltern Betonreste in den Kipperaufbau seines Arocs und schütteln das Fahrzeug kräftig durch. Kurz darauf nochmals, zwei weitere Fuhren folgen. Miro lächelt, wirft einen prüfenden Blick in den Rückspiegel und gibt Gas. Kurz übertönt der durchzugsstarke Euro VI-Motor mit seinen 331 kW alle Geräusche auf der Baustelle, dann liegt der 4-Achser ruhig auf der Straße.

„Jetzt beginnt der bequeme Teil“, sagt Miro und lehnt sich zurück. Einmal quer durch Wien geht es über die Schnellstraße S2 zurück nach Untersiebenbrunn. Kurz vor dem Ortszentrum biegt Miro links ab und einige Häuser später rechts auf das Firmengelände. Dort zieht er eine große Schleife rund um das Verwaltungsgebäude, in dem auch Werner Magyer sein Büro hat, vorbei am Waschplatz und den Lkw-Garagen auf die Waage, wo die Fracht gewogen wird. Miro gibt den Auftragszettel ab und erhält vom Disponenten einen neuen Auftrag.

Weiter geht es auf dem rund 100 Hektar großen Firmengelände, vorbei an der großen Kiesgrube, zu dem Bereich, wo die Betonreste zerkleinert und ausgesiebt werden. Verwendung findet das so wiederaufbereitete Material beispielsweise als Schüttgut im Straßenbau. Miro hält den Arocs in der Nähe des Steinbrechers und steigt aus seinem Fahrerhaus. Im Hintergrund werken mehrere Siebanlagen, wenige Meter weiter schiebt ein Radlader Baureste zu einem Haufen zusammen. Ganz nach Vorschrift setzt der 32-jährige Wiener einen Helm auf und zieht seine Warnweste über. Auf Knopfdruck aktiviert er über ein Steuermodul links vom Fahrersitz den Kipper, der sich langsam aufbäumt.

„Meist kippe ich nach hinten ab“, sagt Miro. „Wenn es die Situation verlangt, kann ich aber dank des Zweiseitenkippers auch nach links abladen.“ Dazu muss er nur zwei Bolzen umstecken. Praktisch dabei: Da die Seitenbordwand unten aufgehängt ist und vor dem Abladen geöffnet wird, klappt sie herunter und bildet so einen effektiven Schutz für die Reifen. „Gerade bei großen Brocken oder Steinen ist das ein Vorteil“, sagt Miro, während sein Lkw in der von den Betonteilen aufgewirbelten Staubwolke verschwindet.

Krachend rutschen die Betonreste aus dem Kipper – und zaubern damit Firmenchef Werner Magyer ein Lächeln ins Gesicht. „Natürlich, die Geschäfte laufen gut“, sagt der Niederösterreicher. „Aufgrund des guten Wetters konnten wir heuer auch im Winter durcharbeiten, und das Geschäft zieht schon deutlich früher an als sonst üblich. Zudem sehen wir uns mit unseren knapp 40 Lkw, rund 30 Baumaschinen und 80 Mitarbeitern derzeit gut aufgestellt, und wir decken mit unserem Logistikbereich, Nah- und Ferntransporten sowie Kranarbeiten auch noch einige andere Geschäftsbereiche ab.“

Das Hauptgeschäft sind und bleiben aber Erd- und Abbrucharbeiten, die Baurestmassenentsorgung und -wiederaufbereitung – und die läuft gerade auf vollen Touren. Miro macht sich deshalb mit seinem Arocs gleich wieder auf den Weg in den Westen Wiens. Dort gibt es neuen Bauschutt zu holen. Im Oktober wollen die Auhof-Center-Manager schließlich schon Wiedereröffnung feiern.

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