Vorsicht, fettig! Thomas Kopp und sein Arocs mit Saugaufbau

RoadStars trifft

Der Entsorgungs-Profi.

Thomas Kopp entsorgt mit einem Arocs für die steirische Münzer Bioindustrie GmbH Altspeisefette und -öle.


„Steirerblut ist kein Himbeersaft“, heißt es in der Steiermark oft. Und wenn man Thomas Kopp bei der Arbeit zusieht, möchte man daran tatsächlich glauben. Jeder Handgriff des 43-Jährigen Steirers sitzt, fachmännisch schraubt er Übergangsstücke und Reduzierungen an die aus der Wand ragenden Sauganschlüsse. Danach rollt er ein rund 30 Meter langes Schlauchstück von der Saughaspel seines Lkw, schließt weitere Schlauchstücke an und schnallt sich die Fernbedienung für den Fahrzeug-Aufbau des Saug-Druck-Tank-Lkw Mercedes-Benz Arocs um die Hüfte.

206.000 Tonnen Biodiesel pro Jahr.

Thomas Kopp ist bei der Münzer Bioindustrie GmbH beschäftigt. Der eigentümergeführte Mischkonzern mit Sitz in Sinabelkirchen, rund 35 Kilometer östlich der steirischen Landeshauptstadt Graz, zählt mit seinen 160 Mitarbeitern zu den europäischen Marktführern bei der Entsorgung von flüssigen Abfällen, der Sammlung und Verwertung von Altspeisefetten sowie der technischen Reinigung von Industrieanlagen. Bei der Produktion von abfallbasiertem Biodiesel ist Münzer mit jährlich 206.000 Tonnen laut eigenen Angaben europaweit führend. Und die 2006 in Betrieb genommene Biodiesel-Anlage im Wiener Ölhafen Lobau gilt als eine der modernsten und leistungsfähigsten des Kontinents.



Einsatz in Österreich.

Europa spielt im Fahrtenbuch von Thomas Kopp aber eher eine Nebenrolle, der Steirer ist vor allem im Osten und Süden Österreichs unterwegs. Die Touren mit seinem Vierachser führen ihn nach Niederösterreich, ins Burgenland, nach Kärnten und in die Steiermark. Trotzdem kommt es vor, dass er die Nacht in der Schlafkabine seines Lkw verbringt. „Im Schnitt ist das einmal wöchentlich der Fall“, sagt er und ergänzt ohne lange nachzudenken: „Im letzten Monat waren es nur drei Übernachtungen im Lkw, im Monat davor acht.“ Der Steirer hat auch andere Details zu seinen Fahrten jederzeit parat, führt über seine Touren penibel Buch. „Ich könnte genau sagen, wo ich an einem bestimmten Tag vor fünf Jahren war, welche Arbeit dabei zu erledigen und welche Fracht zu transportieren war.“ Mit Kürzeln und Schlagwörtern vermerkt er in seinem Kalender jedes Detail. Benötigte er vor Ort beispielsweise spezielle Zwischen- oder Verbindungsstücke, dann findet sich dazu ebenso eine Notiz in seinen Unterlagen wie für besonders enge Zufahrten und all die anderen Dinge, die für seine Arbeit wichtig sind.

Heute Morgen konnte er den Blick in sein schlaues Büchlein aber getrost bleiben lassen. Das Thermenhotel in Bad Waltersdorf, in dem er vorhin Schlauch- und Verbindungsstücke angeschlossen hat, zählt zu Thomas Stammkunden. „Hier kenne ich den Hausbrauch“, sagt er und lächelt. Via Fernbedienung startet er die Vakuumpumpe des Mercedes-Lkw, der Tank des Fettabscheiders im Technikraum einige Meter weiter beginnt zu vibrieren. In der kommenden Stunde werden rund elf Kubikmeter Fett und Küchenabfälle in den Tank seines Brummis gepumpt, Zeit durchzuschnaufen bleibt Thomas währenddessen aber nicht. Vielmehr wird er damit beschäftigt sein, den Tank, der gerade leergepumpt wird, über eine Luke an dessen Oberseite zu reinigen. Rasch macht sich nach dem Öffnen des Deckels ein unangenehmer Geruch im Raum breit, mit Wasserschlauch und Taschenlampe macht sich Thomas an die Arbeit.



„Der Job ist sicher kein Honiglecken. Spaß macht er mir aber trotzdem!“

- Thomas Kopp, Fahrer bei der Münzer Bioindustrie GmbH


„Kein Honiglecken“.

„Der Job ist sicher kein Honiglecken“, sagt er hinterher, auch in Hinblick auf den penetranten Geruch. „Spaß macht er mir aber trotzdem. Ich bin unterwegs doch mein eigener Herr und nachdem die Gegebenheiten vor Ort bei den Kunden immer unterschiedlich sind, ist auch die Vorgangsweise nie gleich.“ Ob ihm die viele Zeit im Lkw und das Schlafen im Brummi nicht manchmal langweilig wird? Der 43-Jährige lächelt. „Natürlich wäre es angenehmer feste Routen zu haben und abends immer heimzukommen. Die Situation ist aber wie sie ist und das schon seit vielen Jahren – ich habe mich daran gewöhnt und im Arocs geht mir ja nichts ab.“ Muss er unterwegs im Lkw nächtigen, vertreibt er sich die Zeit mit Lesen. Auf seinem E-Book („ein Geschenk zu meinem 40. Geburtstag“) führt er stets eine breite Auswahl an Krimis mit. „In Wahrheit bleibt mir für die Bücher aber ohnehin nicht viel Zeit. Ich bin den ganzen Tag unterwegs und wenn ich abends bei einer Raststation oder einem Parkplatz ankomme, bin ich nach Fahrzeug-, Körperpflege und Essen meist froh, wenn ich die Augen zumachen und ein wenig schlafen kann.“

Seit 21 Jahren ist Thomas Kopp bereits mit Brummis unterwegs, die meiste Zeit davon durfte er hinter einem Mercedes-Steuer Platz nehmen. „Glücklicherweise“, sagt er, „ich stehe einfach auf die Fahrzeuge.“ Besonders gut an seinem aktuellen Arocs gefällt ihm das Design. „Aber auch sonst gibt es nichts zu meckern“, sagt er. Zu schätzen weiß er neben der Automatikschaltung vor allem die gute Ausstattung des 375 kW (480 PS) starken Vierachsers. „Dank Standheizung und Standklima schläft es sich auch bei sehr niedrigen und sehr hohen Temperaturen gut in der Kabine“, sagt er. Ein Pluspunkt seien auch die Sicherheitssysteme, die sein Arocs biete. „Noch vor wenigen Jahren war eine derartige Qualität und Anzahl an Systemen undenkbar.“



Im Fuhrpark überwiegen Sterne.

Die beiden Firmenchefs sehen das ähnlich und vertrauen auch deshalb in ihrem Fuhrpark beinahe ausschließlich auf Lkw mit dem Stern. Für Mercedes spricht aus ihrer Sicht aber auch: die Brummis sind Biodiesel-tauglich. „Als größter Produzent von abfallbasiertem Biodiesel ist es für uns natürlich eine zentrale Frage ob ich meine Flotte mit Biodiesel betreiben kann“, so Michael Münzer, zusammen mit seinem Bruder Ewald-Marco Münzer Geschäftsführender Gesellschafter der Münzer Bioindustrie GmbH. „Die zweite Frage ist das Service- und Betreuungslevel. Und zu beiden Fragen kann ich nur sagen: Wir haben einfach null Probleme“, so Michael Münzer weiter. „Und wenn sie mich fragen, warum wir bei Mercedes bleiben werden, dann liegt das neben der Qualität der Nutzfahrzeuge vor allem an unserem persönlichen Betreuer Wilfried Kürzl.“

Zurück zu Thomas Kopp, der seine Arbeit im Thermenhotel mittlerweile erledigt und alle Schlauch- und Zwischenstücke wieder gut in seinem Arocs verstaut hat. In einem Entsorgungsbetrieb wird er den Tank nun leeren, danach geht es für ihn weiter nach Liezen und Admont in die Obersteiermark. Morgen früh führt ihn dann seine Tour über Kematen an der Ybbs nach Amstetten, erst am Freitag wird er wieder zurück sein. Da stehe dann etwas Entspannung auf der Tagesordnung. Wobei: Viel zur Ruhe kommen wird er zuhause wohl auch nicht. „Wir stecken mitten im Hausbau“, sagt er, „da gibt es von der Fassade bis zur Terrasse viel zu tun.“ Wie es sich für einen echten Steirer gehört, legt Thomas dabei selbst Hand an. Steirerblut ist eben kein Himbeersaft.


Fotos: Bubu Dujmic

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