Franz Hartl transportiert mit seinem Actros Gärrest

Fahrzeug & Technik

Ein Actros im Kuhstall.

Franz Hartl transportiert Gärrest für das oberösterreichische Entsorgungsunternehmen Zellinger. In seinen neuen Lkw hat er sich auf den ersten Blick verliebt.


Franz Hartl war zunächst skeptisch. Daran, dass er einen neuen Lkw bekommen sollte, war ja grundsätzlich nichts auszusetzen, aber musste es unbedingt ein Mercedes sein? – Einige Monate später ist alles anders. Franz Hartl strahlt. Die gute Laune des Oberösterreichers hat mit der Markenwahl seines Chefs Jürgen Humer zu tun, natürlich auch mit seinem Job als Fahrer beim Mühlviertler Entsorgungsunternehmen Zellinger und vor allem mit dem Fahrzeug, mit dem er heute unterwegs ist: einem nagelneuen Actros 1848. Ausgerechnet!

Im Schritttempo steuert Franz Hartl den Lkw in den riesigen Stall eines Landwirts in der Nähe von St. Peter am Wimberg. Links und rechts vom Futtertisch, der an eine Straße erinnert und den der Actros nun entlangfährt, stecken Milchkühe ihre Köpfe durch das Gatter. So etwas haben sie hier noch nicht gesehen: Mitten in diesem landwirtschaftlichen Betrieb wirkt dieser Truck wie das Flaggschiff einer Sternenflotte. Und Franz Hartl gibt im Fahrerhaus den Captain.


Die neue Actros-Zugmaschine der Zellinger GmbH wird vielfältig eingesetzt – der Transport von mit Gärrest gefüllten Tankaufliegern ist nur eine seiner Aufgaben.


Ein Blick in den Rückspiegel. Viel Platz ist hier nicht, Captain Hartl passt das Tempo an. Irgendwo auf halber Strecke durch das Gebäude stoppt er das Fahrzeug, senkt den Auflieger hinten ab und schwingt sich aus der Fahrerkabine. Zeit, Hand anzulegen und die heiße Fracht abzuladen. Der Oberösterreicher lächelt – andere würden an seiner Stelle wohl die Nase rümpfen. Im Bauch seines dreiachsigen Tankwagens wartet nämlich kein Futtermittel auf Entladung, sondern flüssiger Gärrest. Dieser entsteht als Nebenprodukt eines Entsorgungsprozesses von Speiseabfällen, überlagerten Lebens- und Futtermitteln hin zu Biogas und wird in der Biogasanlage von Hartls Arbeitgeber hergestellt.


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Im sogenannten Öko-Park in Herzogsdorf, knapp 20 Kilometer die Haslacher Bezirksstraße und die Rohrbacher Straße hinunter Richtung Linz, bringt die Zellinger GmbH mit einem Teil ihrer 80 Fahrzeuge starken Lkw-Flotte (mehr als die Hälfte davon trägt den Stern) Bio- und Molkereiabfälle, Speisereste und anderen biogenen Müll in einen Übernahmebunker ein. Das Material wird zerkleinert, von Störstoffen befreit, in den beiden Vorgruben verdünnt und zwischengelagert. Über die Hygienisierungsanlage gelangt das aufbereitete – nun flüssige – Material in die beiden Beschickungsgruben, wo mit Substrat der Gärprozess in Gang gesetzt wird. Klingt kompliziert, ist aber ein simpler chemischer Ablauf, an dessen Ende Biogas steht. In zwei Blockheizkraftwerken wird damit Ökostrom produziert. Das vergorene Substrat kommt in den Gärrestbehälter und ist für Bauern eine willkommene, weil umweltfreundliche Alternative zu Kunstdünger.



„Für unseren Mühlviertler Landwirt ist der flüssige Gärrest sogar noch mehr. Er nutzt ihn, um Exkremente seiner Tiere aus dem Stall zu spülen, die im Güllekanal unter dem Spaltenboden hängen geblieben sind. Der Gärrest ist da das richtige Spülmittel“, sagt Jürgen Humer. Franz Hartl schraubt währenddessen einen Aufsatz auf den Füllstutzen des Tank-Aufliegers. Daran befestigt er mit einer Klammer den Schlauch. Sekunden später lässt er per Knopfdruck den Gärrest ab. Liter für Liter versickert zwischen den Auslassungen im Spaltenboden und tut darunter seinen Dienst: kräftig durchputzen.



Im Normalfall hätte Franz Hartl seine Fracht in die 550 Kubikmeter fassende Güllegrube draußen vor dem Stall gepumpt. „Aber wichtig ist ja, dass der Kunde zufrieden ist“, sagt er. Und der Fahrer? „Ich war anfangs wirklich sehr skeptisch gegenüber dem Actros, aber dann war es Liebe auf den ersten Blick. Schon als ich das Fahrzeug das erste Mal gesehen habe, war ich begeistert. Und erst recht, als ich hinter dem Steuer Platz nehmen und einige Kilometer fahren durfte.“

Was ihn schlussendlich überzeugt hat? „Das Gesamtpaket“, sagt Franz Hartl. „Der Actros leistet sich von der Verarbeitung bis hin zum hohen Fahrkomfort und der tollen Technik keine Schwächen. Da gibt es nichts auszusetzen.“ Was ist hervorzuheben? „Das HAD-System hat mich schon sehr beeindruckt. Damit habe ich die Vorteile eines Allrads, ohne dessen Nachteile.“ Der Hydraulic Auxiliary Drive, eine zuschaltbare Anfahrhilfe, springt als Traktionsunterstützung ein, wenn die Antriebsachse ihren Halt zu verlieren droht. Um es mit den Worten von Franz Hartl zu formulieren: „Damit komme ich auch dort noch vom Fleck, wo mich sonst ein Traktor rausziehen müsste.“


Sonderleistung für den Landwirt – normalerweise landet der Gärrest der Biogasanlage in der Güllegrube, doch er dient auch hervorragend als Reinigungsmittel im Stall.


Auch Geschäftsführer Jürgen Humer ist voll des Lobes für seinen Fuhrpark-Neuzugang: „Da passt wirklich alles – auch die wirtschaftliche Perspektive. Wir sind also rundum zufrieden.“ Dabei wollte er ursprünglich gar keinen neuen Sattelzug kaufen, sondern nur einen gebrauchten Hänger. „Aber je mehr wir uns mit dem Fahrzeug beschäftigt und seine Möglichkeiten gesehen haben, umso klarer wurde unsere Entscheidung. Letztlich sind wir durch den Actros auch viel variabler in unserer Fuhrparkplanung geworden. Bei Bedarf satteln wir einfach um und können auch andere Geschäftsbereiche abdecken“, sagt Jürgen Humer.

In der Abfallwirtschaft gilt die Zellinger GmbH als oberösterreichischer Pionier. Zum breiten Dienstleistungsportfolio gehören darüber hinaus Klärschlammentwässerungen, Baggerungen, Containerverleih und Allgemein-Transporte. „Mit unseren Tank-, Schubboden-, Kippsattel- und Palettenaufliegern sind wir sehr flexibel“, so Jürgen Humer. „Vor dem Hintergrund längerer Autobahnfahrten war übrigens die Euro VI-Technologie ein wesentlicher Pluspunkt, der für den Actros gesprochen hat.“

Hier im Stall ist die Effizienz des Actros-Antriebs Nebensache. Das Frühjahr ist Düngezeit, was zählt ist also der Gärrest – und davon könnte der Landwirt noch einige Tausend Liter mehr brauchen. „Wenn’s dir ausgeht, kannst gleich mit der nächsten Fuhr’ kommen“, sagt er in breitem Oberösterreichisch zu Franz Hartl. Und der würde natürlich nichts lieber tun. Mit seinem Mercedes. Ausgerechnet!

Fotos: Bubu Dujmic


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