Lkw-Produktion im Werk Wörth

Reportage

Hochzeit am Band.

Alle drei Minuten finden im Mercedes-Benz Werk Wörth ein Fahrerhaus und ein Fahrgestell zusammen. In jedem Detail verarbeitet nach dem Motto „Trucks you can trust“. Seit 50 Jahren wird hier Lkw-Geschichte geschrieben.


400 Fahrzeuge pro Tag, weit über drei Millionen insgesamt: Das Mercedes-Benz Werk in Wörth ist das größte Lkw-Montagewerk der Welt. Seit 50 Jahren werden hier Lkw gebaut. Viel hat sich in dieser Zeit getan. Nur eines ist unveränderlich: Jedes Fahrzeug, das das Werk verlässt, hat seinen Stern verdient.

Am Beginn der Fertigung steht der Rohbau. Nachdem die Bleche zusammengeschweißt wurden, erfolgt die erste optische Kontrolle: Vier Kameras, an Roboterarmen montiert, fahren die relevanten Positionen ab. „Jedes Fahrerhaus muss diese Qualitätskontrolle passieren“, sagt Jürgen Olberding, Abteilungsleiter Rohbau. Mögliche Probleme werden so frühzeitig erkannt und beseitigt. Das Kontrollsystem schlägt bereits bei minimalen Abweichungen von 1,5 Millimetern Alarm. Im Produktionsprozess werden diese jedoch so gut wie niemals erreicht. Und wenn doch, steht gleich nebenan ein abgetrennter Raum bereit. Dort wird das Fahrerhaus noch einmal intensiv überprüft. Sollten sich die Abweichungen bestätigen, ist jetzt der Moment, um produktionsseitig gegenzusteuern. „Der Fahrer kann sicher sein, dass die Kabine, in der er sitzt, absolut Mercedes-Qualität hat“, sagt Olberding.

Nach dem Rohbau geht es für das Fahrerhaus in die Lackiererei. In der kathodischen Tauchlackierung erhalten alle Oberflächen die erste Schicht Grundierung. Die anschließende Abdichtung der Nähte und Blechflansche bietet einen zusätzlichen Schutz vor Korrosion. Dann bekommt das Fahrerhaus eine Füller-Beschichtung, die das Blech vor Lackbeschädigungen schützt, etwa bei Steinschlag. Erst dann erfolgt die Farblackierung. „Seit 2003 haben wir über 100 Millionen Euro in die komplette Erneuerung der Lackiererei investiert, in umweltschonende Prozesse und vollautomatisierte Anlagen. Das garantiert ein Höchstmaß an Qualität und Zuverlässigkeit“, sagt Ulrich Zimmer, Abteilungsleiter Lackierung. „Der Mitarbeiter steht aber nach wie vor im Mittelpunkt. Letztlich kann nur sein geschultes Auge die hohe Qualität sicherstellen.“


Präzision und Kraft: Im Rohbau sind Roboter unentbehrlich – zum Beispiel, wenn es um Tausende Schweißpunkte und die Montage der Bleche geht.


Nächste Station: Innenausbau. Hier ist die enorme Vielfalt die große Herausforderung. Denn egal ob Euro VI oder Euro V, ob Links- oder Rechtslenker, ob Actros, Antos, Arocs, Axor oder Atego – in Wörth laufen alle neuen und alle bewährten Baureihen und Modellvarianten in bunter Reihenfolge vom Band. Hinzu kommt, dass sich durch den neuen Actros die Anforderungen noch einmal deutlich erhöht haben. Im Vergleich zum Vorgänger hat sich zum Beispiel die Zahl der einzubauenden Teile verdoppelt. Und: „Wir stellen sehr hohe Anforderungen an die Qualität, damit sich der Fahrer rundum wohlfühlt“, erklärt Dr. Jörg Krummel, Abteilungsleiter Innenausbau. Neben der laufenden Kontrolle am Band werden acht Fahrerhäuser pro Tag einer intensiven Prüfung unterzogen.

Schließlich ist das Fahrerhaus bereit für die „Hochzeit“, also die Zusammenführung des Fahrerhauses mit dem Fahrgestell. Wegen der enormen Belastungen, denen die Fahrzeuge im Alltag ausgesetzt sind, werden die Längs- und Querträger mit Schrauben und Nieten verbunden. Es folgt die Lackierung des Fahrgestells, bevor Motor und Getriebe verbaut werden. Zur besseren Orientierung sind die Löcher des Rahmenlängsträgers laserbeschriftet. „Die Laserbeschriftung gibt für jedes einzelne Lochbild im vierreihigen Lochraster vor, welches Bauteil zu montieren ist und mit welchem Drehmoment die Schraubverbindung angezogen werden muss“, sagt Peter Arnecke, Abteilungsleiter Aufbau. Weiter geht es zum Rollenprüfstand. Hier muss jeder Lkw zeigen, dass all seine Systeme anstandslos funktionieren. Die Ergebnisse werden dokumentiert und bis zu 25 Jahre archiviert.


Wie ein Uhrwerk: Im Innenausbau wird just in time ans Montageband geliefert.


Abschließend erfolgt noch eine optische Überprüfung des Fahrzeugs im Lichttunnel. Erst dann geben die Mitarbeiter den Lkw frei – im guten Wissen, dass auch dieses Fahrzeug seinen Stern verdient hat. So wie sämtliche Fahrzeuge zuvor in der 50-jährigen Geschichte des Werks. „Wir lassen uns in allen Bereichen von unserem Kundenversprechen ,Trucks you can trust‘ leiten“, sagt Helmut Bachmann, Leiter Produktion Fahrzeuge im Werk Wörth. „So erhalten unsere Kunden das gute Gefühl, dem Lkw mit dem Stern vertrauen zu können. Genau dieses Vertrauen in unsere Produkte jeden Tag aufs Neue zu verdienen, ist Motor unserer täglichen Arbeit.“

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