RoadStars präsentiert: die einzigartigen Kreationen von Flora Biosca

Show Trucks

Airbrushtechnik und Trucks als Lebensstil.

Sie begeistert sich für die Welt der Motoren, ist Autodidaktin und kreiert einzigartige Lkws. Heute stellen wir bei RoadStars die Geschichte von Flora Biosca vor.


Sie hat mehr als drei Jahrzehnte ihres Lebens der Individualisierung von Fahrzeugen mithilfe der Airbrushtechnik gewidmet und dabei über 500 Lastwagen und verschiedenen anderen Fahrzeugen eine einzigartige Note und damit neues Leben verliehen.

Barcelona, ihre Heimatstadt, ist gleichzeitig das Zentrum ihres Wirkens. Im Rahmen ihres überregionalen Ausbildungsprojekts Road Colors verwirklicht und vermittelt sie innovative Ansätze in Kursen, Ausstellungen und Veranstaltungen der Branche.

Floras Markenzeichen sind ihre Leidenschaft für ihre Arbeit und ihre Rastlosigkeit, wenn es darum geht, Neues zu erlernen. Wir wollen Flora, die freundlicherweise bereit war, einige Fragen zu beantworten, und ihren Gestaltungsprozess näher kennenlernen.


Der Gestaltungsprozess.

Mithilfe ihrer Anhaltspunkte beginnt Flora, das Design auf den Lkw zu übertragen.
Mithilfe ihrer Anhaltspunkte beginnt Flora, das Design auf den Lkw zu übertragen.
Sie zieht die Hauptlinien, um dem endgültigen Design allmählich eine Form zu geben.
Sie zieht die Hauptlinien, um dem endgültigen Design allmählich eine Form zu geben.
Mit besonderer Sorgfalt widmet sie sich den Konturen der Zeichnung.
Mit besonderer Sorgfalt widmet sie sich den Konturen der Zeichnung.
Dieser Vorgang wird an den beiden Seiten des Lkws durchgeführt.
Dieser Vorgang wird an den beiden Seiten des Lkws durchgeführt.
Hier sieht man das zentrale Designelement in einem fortgeschrittenen Stadium.
Hier sieht man das zentrale Designelement in einem fortgeschrittenen Stadium.

Der Wunsch des Kunden.

Alles beginnt mit der Absprache: Der Kunde erklärt, was er gerne möchte, während Flora sich bis ins kleinste Detail Notizen macht. Der Kunde schlägt auf der Grundlage seiner Interessen die Thematik vor, Flora fragt nach Fotos, Zeichnungen und Anhaltspunkten. Sie erzählt uns, dass sie sich manchmal Filme anschauen musste, um eine Thematik besser zu verstehen und so den Lkw gestalten zu können.

Floras Vorschlag.

Nach diesem ersten Treffen fertigt Flora den ersten Projektentwurf in digitaler Form an und stellt dem Kunden einige Skizzen mit der Grundidee vor. Die Kundenzufriedenheit steht an erster Stelle. Erst wenn der Kunde 100%ig überzeugt ist und die Skizzen absegnet hat, fährt sie mit dem nächsten Schritt fort.

Planungsphase.

Nun erstellt Flora den gesamten Plan. Man muss sich dabei auf den Kunden und seine Bedürfnisse einstellen, vor allem, weil die Zugmaschinen für die allermeisten Kunden ein Arbeitsmittel sind. Sie versucht daher immer, ihre eigene Arbeitszeit so anzupassen, dass sie die Arbeit ihrer Kunden nicht beeinträchtigt.

Sie erzählt uns, dass sie bei neuen Lkws versucht, die Zeit bis zur Zulassung zu nutzen und den Händler darum bittet, den Lkw in ihre Lackierwerkstatt zu überführen, so dass dieser sein Fahrzeug bereits fertig lackiert und rechtzeitig bekommt.

Die ersten Striche.

Der nächste Schritt ist äusserst wichtig, denn nun wird das in Form von Skizzen vorgestellte Design auf den Lkw projiziert. Dabei werden die Grundlinien mit der Airbrushpistole direkt auf das Fahrzeug gezeichnet. Flora fügt noch hinzu, dass Airbrushtechnik und Beschriftung je nach Art des Projektes auch miteinander kombiniert werden können.

Bei neuen Lkws macht Flora ausserdem auch Vorschläge für die Farbkombination, damit ein harmonisches Bild entsteht. Bei Gebrauchtfahrzeugen läuft es umgekehrt: Flora schlägt manchmal Änderungen in der Farbe des Aufbaus vor, um diese der Thematik anzupassen und dem Projekt „mehr Leben‟ einzuhauchen.


Die Details.

Nächster Schritt: die Verzierung. Nachdem die Hauptelemente des Designs übertragen wurden, werden Schichten mit den winzigsten Details aufgetragen. Flora überarbeitet die letzten Details in der Werkstatt, sobald die Teile wieder montiert sind, die für die Bemalung der Lkws häufig abgenommen werden müssen. Zum Schluss wird noch eine Schicht Klarlack aufgetragen, damit der Lkw glänzt.

Die Übergabe, der grosse Moment.

Den Anekdoten zufolge, die Flora in Erinnerung geblieben sind und die sie uns im Interview erzählt hat, sind es die Emotionen vieler Fahrer beim Anblick des Endergebnisses, aber vor allem angesichts eines erfüllten Traumes, die diesen Moment ausmachen. Sehr häufig betreiben die Fahrer einen erheblichen Aufwand, um ihre Lkws zu gestalten.


Interview Flora Biosca.

Wie hast du mit diesem Beruf angefangen?

Flora: Ich habe 1985 in Frankreich angefangen, wo ich damals gelebt habe. Bei mir in der Nähe gab es eine Lkw-Werkstatt. Eines Tages, als ich die Airbrushpistole in der Hand hielt, wurde ich gefragt, ob ich es mir zutrauen würde, eine Zeichnung auf einem Lkw anzufertigen. Ich habe immer im grafischen Bereich gearbeitet, so dass sich für mich nur die Technik und der Untergrund geändert haben. Es hat mir grossen Spass gemacht!

Wir wissen, dass du richtig Benzin im Blut hast. Magst du eher Pkws, Motorräder oder Lkws?

Flora: Am Anfang waren es die amerikanischen 'Custom Designs', besonders die Vans wegen ihrer einzigartigen Umgestaltung sowohl aussen als auch innen. Aber ich bin ein grosser Fan von Lkws und ihrer kraftvollen Linienführung. Ich geniesse es, zwischen den geparkten Trucks umherzuspazieren. Was soll's, ich kann es mir einfach nicht verkneifen.


Vollziehst du vor, während oder nach einer Arbeit ein bestimmtes Ritual?

Flora: Eines der Rituale, wenn man das so nennen kann, ist der minuziöse Startvorgang (die Suche nach einem Design und die Vorbereitung), bevor das Fahrzeug in die Werkstatt kommt. Ich mag es, wenn der ganze Prozess und die Vorarbeiten schön geordnet und zusammengestellt sind, damit die Umsetzung gelingt und die Termine eingehalten werden können.

Ein Ritual ist das stille Beobachten. Zeitweise mache ich es mir bequem, beobachte mein Werk und warte, bis das Fahrzeug nach dem nächsten Schritt verlangt, vor allem gegen Ende des Tages.

Wieviel Zeit benötigt man, um einen Lkw zu bemalen?

Flora: Die Zeit, die man benötigt, um ein ganzes Fahrzeug zu verzieren, hängt von zwei Dingen ab: von den Bereichen, die verziert werden sollen – Seitenwände (ganz oder nur der Schlafbereich), Front, Rückwand, Seitenverkleidungen oder das gesamte Fahrerhaus – und von der Komplexität des Entwurfs. Wir brauchen in der Regel zwischen 5 und 30 Tagen, aber die meisten Fahrzeuge erfordern insgesamt 15 bis 25 Tage.

Sind Lkws von Mercedes-Benz unter diesem Gesichtspunkt eher einfacher oder eher schwieriger zu bemalen?

Flora: Lkws von Mercedes-Benz sind im Hinblick auf ihren Aufbau einfach zu bemalen. Sie zeigen ausgedehnte Flächen an den Seitenwänden und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Fahrerbereich und dem überhöhten Dachbereich.



Was gefällt dir an deinem Beruf am meisten?

Flora: Ich habe mich aus Überzeugung für meinen Beruf entschieden und darauf bin ich stolz. Ich geniesse die Kombination aus Freiheit und Kreativität. Auch ich freue mich und leide gleichzeitig, genau wie der – wenn auch erfahrene – Schauspieler, kurz bevor er auf die Bühne geht.

Am meisten gefällt es mir, die Zufriedenheit des Kunden bei der Fahrzeugübergabe zu erleben. Ich habe schon mehr als einen Lkw-Fahrer gesehen, der bei der Übergabe gerührt war und geweint hat. Das erfüllt mich mit Zufriedenheit.

Du widmest dich über Road Colors auch der Ausbildung. Spezialisieren sich deine Schüler auf die Individualisierung von Kraftfahrzeugen?

Flora: Vor einigen Jahren habe ich parallel einen Weg eingeschlagen, um das – damals völlig autodidaktisch – Erlernte zu vermitteln. Die Schüler haben ganz unterschiedliche Stile und Untergründe, auf denen sie arbeiten möchten. Ich halte auch Kurse, die speziell auf die Individualisierung von Fahrzeugaufbauten ausgerichtet sind. Diese finden in meiner Werkstatt, oder auch in Schulen und Ausbildungszentren für Karosseriebau und Lackierung statt.

Was war das Seltsamste, das du jemals auf einen Lkw malen musstest?

Flora: Ich habe schon manch Seltsames erlebt… Ich erinnere mich aber daran, dass ich eines Morgens um 5 Uhr alleine in einer Werkstatt war, die Augen von Camarón de la Isla gemalt habe und mich plötzlich etwas nach hinten geworfen hat. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, ich sah in seine Augen und es war so... als würde ein Engel vorübergehen!

Du widmest dich diesem Beruf schon seit 30 Jahren. Wie siehst du dich in weiteren 30 Jahren?

Flora: Ehrlich gesagt sehe ich mich in meinem verzierten Lkw umherfahren und habe Spass dabei. Ich lerne und unterrichte. Und ich male.

 

Vielen Dank, Flora!


Eine Geschichte voller Leidenschaft, Kreativität und mit viel Farbe. Eine andere Art, sich an der Welt des Lkw zu erfreuen.

Wir danken Flora Biosca, dass sie sich Zeit genommen hat und wünschen ihr eine gute Fahrt!

 

Mehr über Floras Arbeit erfahren.

Die Künstlerin

Road Colors

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