Retro Classics 2017 – Werk Gaggenau

Retro Classics

Werk Gaggenau.

Kompetenzzentrum für mechanische und automatisierte Lkw-Getriebe.


Das Mercedes-Benz Werk Gaggenau wurde 1894 als «Bergmann-Industriewerke GmbH» gegründet und ist damit das älteste Automobilwerk der Welt.

Nach über 50 Jahren Unimog-Fertigung gab das Werk Gaggenau im Jahr 2002 schliesslich auch diesen letzten Produktionszweig eines Komplett-Fahrzeugs nach Wörth ab und übernahm im Gegenzug seine jetzige Funktion als Kompetenzzentrums für mechanische und automatisierte Getriebe.

Mit seinen rund 6.600 Mitarbeitern ist es sowohl grösster Arbeitgeber der Stadt als auch grösster Ausbildungsbetrieb der Region. Das Werk fertigt manuelle und automatisierte Schaltgetriebe, Aussenplaneten- und Portalachsen, Wandler und Pressteile.

Die Produktpalette bei den Getrieben geht von Schaltgetrieben für Pkw bis zu Aggregaten für Schwerlast-Nutzfahrzeuge. So ist das Werk im Murgtal heute in der Rolle eines Zulieferers für andere Mercedes-Benz Werke. Bis heute haben rund zehn  Millionen Getriebe aus dem Werk Gaggenau ihren Weg in die Welt angetreten.


In Gaggenau produziert:

Lo 2000.


Sparsames Motorenkonzept in wirtschaftlich schwierige Zeiten: 1932 kommt der Lo 2000 als weltweit erster Leicht-Lkw mit serienmässigem Dieselmotor auf den Markt und bringt dem Dieselmotor den Durchbruch im Nutzfahrzeug.

In extrem schwieriger Zeit wagte die Daimler-Benz AG den Schritt, das Nutzfahrzeugprogramm breiter denn je auszubauen und erstmals einen Dieselmotor auch im so genannten Schnell-Lastwagen serienmässig anzubieten. Lo 2000 hiess der Leicht-Lkw, den Daimler-Benz 1932 auf dem Genfer Automobilsalon präsentiert. Er ist mit dem neu konzipierten 3,8-Liter-Vorkammerdiesel OM 59 bestückt und verhalf dem Selbstzünder zum Durchbruch auf breiter Front.

Mit dem Lo 2000 kam die Wende: Die Welt war aus den Fugen geraten. Inflation, Weltwirtschaftskrise und politische Wirren waren dem Zeitpunkt vorausgegangen, zu dem die Daimler-Benz AG ihr Lkw-Programm umfassend modernisierte und mehr denn je diversifizierte. Die umfassenden Krise war aber auch an Daimler-Benz nicht spurlos vorbeigegangen: Käufer für Lkw waren kaum mehr zu finden. Hatte die Nutzfahrzeugproduktion im Jahr 1928 noch 4692 Einheiten betragen, verliessen anno 1932 nur noch 1595 Fahrzeuge die Produktionsstätte in Gaggenau. Diesem Werk hatte die 1926 durch Fusion von Benz & Cie und Daimler-Motorengesellschaft entstandene Daimler-Benz AG die Fertigung von Nutzfahrzeugen übertragen.

Universelle Konzeption: Wendig, schnell und sparsam fand dieses Fahrzeug grossen Anklang. Seine universelle Konzeption erlaubte die Verwendung als Kipper, Möbel-, Tank- und Kühlwagen sowie als Sonderfahrzeug für Kommunen, Polizei und Feuerwehr. Auch als Sanitätsfahrzeug machte sich der Lo 2000 von Anfang an nützlich. Ab 1934 bereicherten sogar erste Sattelzugmaschinen das Programm.



LK 1418.


Die «Kurzhauber»: 1959 stellt Mercedes-Benz eine Generation neuer Nutzfahrzeuge vor: die «Kurzhauber». Der 1960 eingeführte LK 338 ist ein früher Vertreter dieser Modellreihe aus dem Werk Gaggenau. Die neuen Lastwagen haben eine kurze, separate Motorhaube – im Gegensatz zu den immer mehr vorherrschenden Frontlenkerfahrzeugen, bei denen der Motor unter der Fahrerkabine eingebaut ist. Gegenüber ihren Vorgängermodellen, den so genannten Langhaubern, haben die Kurzhauber einen entscheidenden Vorteil: Bei gleicher Gesamtlänge des Lastwagens weisen sie mehr Nutzlänge auf, sind also wirtschaftlicher. Zudem ist es Ende der 50er Jahre ein wichtiges Kriterium, da die Länge der Lastzüge gesetzlich auf 14 Meter beschränkt wird.

Angetrieben werden die Kurzhauber von Reihensechszylinder-Dieselmotoren, die nach dem bewährten Vorkammerprinzip arbeiten. Mit 4,5 bis 10,8 Liter Hubraum erreichen sie eine Leistung von 100 bis 180 PS. 1964 stellt Mercedes-Benz die Motoren im gesamten Lastwagen- und Omnibusprogramm auf Direkteinspritzung um – ein Verfahren, das hinsichtlich Kraftstoffverbrauch und Laufleistung Vorteile bietet.

Im Inland werden die «Kurzhauber» ab 1973 durch eine neue Generation von Frontlenker-Lastwagen abgelöst, aber für den Export werden einzelne schwere Kurzhauber-Modelle noch bis 1995 produziert: Sie hatten in allen Teilen der Welt einen einzigartigen Ruf von Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit erworben.



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