Die Firma Zawisla nutzt für die Inspektion von Kanalnetzen einen ganz speziellen Atego

Fahrzeug & Technik

Auge für die Unterwelt.

Oft müssen Rohrleitungen nicht nur gereinigt, sondern auch exakt vermessen werden. Die Klaus Dieter Zawisla GmbH hat dafür einen speziell ausgestatteten Atego mit modernster Technik im Einsatz.


Sitzt Ralf Klemmer vor den Kontrollmonitoren seines neuesten Arbeitsgeräts, könnte man fast den Eindruck gewinnen, er steuere einen Roboter auf einem fernen Planeten. Tatsächlich vermisst der Leiter des Teams Kanalinspektion mit seiner ferngesteuerten Schiebekamera allerdings etwas ganz Unterirdisches: Rohrleitungen. Seine moderne Kontrollstation befindet sich daher auch keineswegs in einer Raumfahrtagentur, sondern im Kofferaufbau des Atego 1524 der Klaus Dieter Zawisla GmbH.

Das in Jockgrim und Karlsruhe ansässige Unternehmen wurde 1980 gegründet und bietet von der Rohr- und Kanalreinigung über die Kanaluntersuchung mit Kameras bis zur Dichtheitsprüfung ein breites Portfolio von Dienstleistungen an. Die Flotte umfasst 45 Fahrzeuge – allesamt von Mercedes‑Benz. Mit 65 Mitarbeitern bewältigt der zertifizierte Fachbetrieb Einsätze für private Haushalte, Gewerbe und Industrie sowie für Städte und Kommunen.


Spülen und Schauen. Nachdem das kombinierte Saug- und Spülfahrzeug auf Basis des Antos 2545 mit Cappellotto-Aufbau die Rohrleitungen gereinigt hat, kommt sein kleiner Bruder, der Atego mit Inspektionseinheit, zum Einsatz.


«Immer häufiger inspizieren wir nicht nur das Kanalnetz, sondern werden auch für die Erfassung des Rohrverlaufs angefragt», erzählt Klaus Dieter Zawisla, der Firmengründer. «Eine wirtschaftliche Sanierungsplanung berücksichtigt nämlich neben dem Zustand der Leitungen auch deren exakte Lage. Mithilfe unseres Atego erfüllen wir beide Anforderungen in lediglich einem Arbeitsgang.»

Dank seiner kompakten Bauweise gelangt der Atego nahezu an jeden Kanal. Der Zweiachser mit einem Radstand von 4.220 Millimetern wurde mit einem 5.000 Millimeter langen Kofferaufbau versehen – und der beherbergt modernste Technik aus dem Hause IBAK Helmut Hunger GmbH. Umfangreich ausgestattete Kanal-Inspektionsfahrzeuge sind das Kerngeschäft des Kieler Unternehmens. Den Atego hat die IBAK ganz nach den Wünschen von Klaus Dieter Zawisla mit fortschrittlichster Technik und vielen praxistauglichen Details versehen.


Klein und wendig. Die Polaris 2 3D kombiniert eine ferngesteuerte Kamera zur Kanalinspektion mit einem Sensor zur dreidimensionalen Winkelbestimmung.
Klein und wendig. Die Polaris 2 3D kombiniert eine ferngesteuerte Kamera zur Kanalinspektion mit einem Sensor zur dreidimensionalen Winkelbestimmung.
Fit für jeden Untergrund. Je nach Beschaffenheit der Rohrleitungen werden unterschiedliche Räder an die Schiebekamera montiert.
Fit für jeden Untergrund. Je nach Beschaffenheit der Rohrleitungen werden unterschiedliche Räder an die Schiebekamera montiert.

Inspektion und Messung simultan.

Das Herzstück ist die Schiebekamera Polaris 2 3D. Deren Kamerakopf ist am Ende eines stabilen Arms positioniert. Über ein Drehgelenk kann die Polaris 2 3D auch in abknickende Leitungen hineinschauen. Für die genaue Verlaufsmessung ist ein Sensor zur durchgängigen dreidimensionalen Winkelbestimmung integriert.

Das sogenannte 3D-GeoSense-System registriert bauliche Spezifikationen wie gezogene Rohrmuffen oder gebogene Rohre realitätsgetreu. Es generiert simultan zur Inspektion eine grafische Darstellung des Leitungsverlaufs. Gesteuert wird das System bequem per Joystick und Tastatur im Kontrollraum hinter dem Atego-Fahrerhaus.


Kontrollzentrum. Per Joystick, Maus und Tastatur kontrolliert Ralf Klemmer die Schiebekamera Polaris 2 3D.


«Wir werden immer häufiger nicht nur für die Inspektion des Kanalnetzes, sondern auch für die Erfassung des Rohrverlaufs angefragt».

– Klaus Dieter Zawisla, Firmengründer


Der Aufbau bietet neben weiteren Gerätschaften zur Rohr- und Kanalreinigung auch Platz für eine Hochdruckspüleinheit mitsamt 2.400 Liter fassendem Wassertank. «Dank dieser Kombination kann der Vortrieb der Kamera durch kraftvolles Spülen unabhängig vom Hydrantennetz durchgeführt werden», erklärt Klaus Dieter Zawisla. «Zum Einsatz kommt der Atego nahezu täglich bei Rohrleitungen mit Nennweiten ab DN 100. Das entspricht etwa 105 Millimeter Innendurchmesser.»

Unter anderem arbeite er umfangreiche Aufträge zweier Grossstädte des Landes Baden-Württemberg ab. «Die Investition in ein solch hoch spezialisiertes Fahrzeug ist immer ein Wagnis», sagt der Firmengründer. «Die komplexe Inspektionstechnik wandelt sich ständig und kann morgen schon veraltet sein. Deshalb sind wir auf eine zuverlässige Flotte und planbare Kosten angewiesen.»



Fotos: Christoph Börries

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