Zweiwege-Technik: Im Schweizer Furka-Tunnel rücken im Ernstfall zwei Arocs 2642 aus

Reportage

Jungsträume.

Diese Arocs sind eigentlich Lokomotiven: Als Zweiwegefahrzeuge sind sie Teil eines Lösch- und Tunnelrettungszugs der Matterhorn-Gotthard-Bahn.

Realp liegt auf 1.538 Meter Höhe im Schweizer Kanton Uri. In dem Ort befinden sich die Remisen der Betriebsfeuerwehr für die beiden Lösch- und Tunnelrettungszüge.
Realp liegt auf 1.538 Meter Höhe im Schweizer Kanton Uri. In dem Ort befinden sich die Remisen der Betriebsfeuerwehr für die beiden Lösch- und Tunnelrettungszüge.
Die Arocs haben am Heck eigene Steuerstände, über die der gesamte Löschzug von einem einzigen Fahrer bedient werden kann.
Die Arocs haben am Heck eigene Steuerstände, über die der gesamte Löschzug von einem einzigen Fahrer bedient werden kann.

Roland Guntern hat gleich zwei Berufe, die fast jeder kleine Junge gern machen würde: „Feuerwehrmann und Lokführer“, sagt der 46-Jährige und schiebt den Joystick nach vorn. So steuert er den Arocs 2642, der trotz seiner zwölf Reifen auf Radscheiben rollt. Als Zweiwegefahrzeug bildet er zusammen mit einem weiteren baugleichen Arocs und einem Sanitätswagen eine sogenannte Lösch- und Tunnelrettungskomposition. Zwei dieser Kompositionen mit insgesamt vier Arocs hält die Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB) am Furka-Tunnel bereit.

Roland ist seit sechs Jahren Lokführer bei der MGB und als Kommandant der Betriebsfeuerwehr verantwortlich für die Ausbildung an den neuen Rettungszügen: „Wir sind eine Milizorganisation, keine Berufsfeuerwehr.“ In der Schweiz bezeichnet das die nebenberufliche Ausübung öffentlicher Aufgaben. Alle 46 Feuerwehrleute sind Freiwillige mit einem anderen Hauptberuf bei der MGB.



Spezialumbau.

Bei der Suche nach einem neuen Fahrzeug fiel die Wahl auf den Arocs: Er bringt das richtige Getriebe für diesen Spezialeinsatz mit. Der Dreiachser wurde verlängert, erhielt eine vierte Achse und einen Hilfsrahmen. Verschiedene Aggregate wurden umgesetzt, um Platz für das einfahrbare und hydraulisch angetriebene Schienenfahrwerk zu machen. Der Nebenantrieb des Lkw treibt die Hydraulik der Achsen und die Löschpumpe an. Sogar eine Straßenzulassung hat der Arocs. „Bevor wir auf die Straße können, müssen wir die 5.000 Liter Löschwasser ablassen“, berichtet Roland, der damit bisher als Einziger auf der Straße war. Zurzeit absolvieren beide Arocs nur Instruktionsfahrten und jährlich zwei Übungen im Furka-Tunnel. Am Nord- und Südportal des Tunnels ist jeweils einer der beiden Lösch- und Rettungszüge stationiert.


Die Radscheiben sind in zwei Drehgestellen mit jeweils zwei Radsätzen untergebracht: eines im hinteren Bereich, eines in der Mitte des Arocs.
Die Radscheiben sind in zwei Drehgestellen mit jeweils zwei Radsätzen untergebracht: eines im hinteren Bereich, eines in der Mitte des Arocs.
Die Radscheiben sind in zwei Drehgestellen mit jeweils zwei Radsätzen untergebracht: eines im hinteren Bereich, eines in der Mitte des Arocs.
Die Radscheiben sind in zwei Drehgestellen mit jeweils zwei Radsätzen untergebracht: eines im hinteren Bereich, eines in der Mitte des Arocs.
Die Radscheiben sind in zwei Drehgestellen mit jeweils zwei Radsätzen untergebracht: eines im hinteren Bereich, eines in der Mitte des Arocs.
Die Radscheiben sind in zwei Drehgestellen mit jeweils zwei Radsätzen untergebracht: eines im hinteren Bereich, eines in der Mitte des Arocs.
Die Radscheiben sind in zwei Drehgestellen mit jeweils zwei Radsätzen untergebracht: eines im hinteren Bereich, eines in der Mitte des Arocs.
Die Radscheiben sind in zwei Drehgestellen mit jeweils zwei Radsätzen untergebracht: eines im hinteren Bereich, eines in der Mitte des Arocs.

So läuft der Einsatz ab.

„Im Brandfall werden wir als Ersteinsatzelement über Pager, Telefon oder Funk alarmiert. In Uri gibt es eine Feuerwehr mit 60 bis 80 Feuerwehrleuten und im Wallis eine spezielle Bahngruppe mit 120 Leuten. So kommen wir auf 200 bis 250 Kräfte.“ Roland würde dann mit dem Löschzug rückwärts zum Einsatzort fahren. Dann verlassen zehn Einsatzkräfte den gesicherten Bereich des Containers, in dem ein Überdruck das Eindringen von giftigen Dämpfen und Rauch verhindert. Der erste Arocs mit dem Löschtank wird abgekoppelt.

Der Sanitätswagen und der zweite Arocs bringen die ersten 30 Personen hinaus und weitere Kollegen hinein. „Tunnelbrände sind speziell. Je schneller man drin ist, desto besser. Die Züge sind aus eher schlecht brennbarem Material. Das Problem ist der Autoverlad: größere Mengen an Kraftstoff könnten in Brand geraten“, sagt Feuerwehrkommandant Roland.



Was kann man einem Feuerwehrmann wünschen? Einen ruhigen Dienst!

Das findet auch Lokführer Roland und betätigt die Hupe, während der Zug aus dem Tunnel rollt. Ein lautes Signal ertönt, ganz so wie bei einer richtigen Lokomotive.


Fotos und Video: Matthias Aletsee

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