Spedition Wagenstetter konnte den neuen Actros schon als Vorserienfahrzeug testen

Fahrzeug & Technik

Attraktiver Arbeitsplatz.

Bei der Spedition Nikolaus Wagenstetter schwören Management und Fahrer auf den neuen Actros. Das Flaggschiff von Mercedes‑Benz Trucks senkt die Kraftstoffkosten, steigert die Sicherheit und bietet Fahrern einen modernen und extrem attraktiven Arbeitsplatz in Zeiten des Fahrermangels.

Predictive Powertrain Control lässt sich jetzt auch für Überlandstrecken nutzen und hat wesentlichen Anteil daran, dass der neue Actros bis zu fünf Prozent weniger Diesel verbraucht als sein Vorgänger.


Nikolaus Wagenstetter ist ein Unternehmer im eigentlichen Wortsinne: „Wir sind ja schließlich nicht zum Herumsitzen auf der Welt, sondern, um etwas zu unternehmen“, so das Credo des Spediteurs aus Forsting, etwa 50 Kilometer östlich von München. Auch mit seinen 69 Jahren strotzt der umtriebige Oberbayer noch vor Aktivitätsdrang: Wagenstetter setzt sich für eine geänderte Regionalbahnstrecke ein, damit die Pendler aus seiner Gemeinde besser in die Landeshauptstadt kommen. Er fährt auf internationalen Rennen selbst entworfene (und ziemlich schnittige) Seifenkisten. Und er führt nach wie vor erfolgreich die Spedition, die sein gleichnamiger Vater vor 80 Jahren gegründet hat.

„Es ist seit Jahrzehnten so: Die Höhe unseres Ertrags wird zu einem großen Teil über den Dieselpreis und den Kraftstoffverbrauch unserer Lkw entschieden“, weiß Wagenstetter aus Erfahrung. „Am Dieselpreis können wir nicht viel ändern, mit ihm müssen wir leben. Aber dass unsere Lkw möglichst wenig verbrauchen – darauf haben wir schon einen erheblichen Einfluss. Aus diesem Grund habe ich mich schon immer für neue, effizienzsteigernde Technologien im Lkw-Bau interessiert und Daimler angeboten, Prototypen durch uns testen zu lassen – so auch den neuen Actros.“


Schlanker Auftritt: MirrorCam statt Spiegel – das bringt nicht nur mehr Sicherheit, sondern verbessert auch die Aerodynamik.


Extreme Kilometerleistung.

Wagenstetter gehörte zu den ersten Spediteuren in Deutschland, die das neue Mercedes-Benz Flaggschiff als Vorserienfahrzeug im realen Einsatz erprobt haben. Betreut wurden die Tests von Rolf Knehr, Entwicklungsingenieur für Mercedes-Benz Trucks: „Wagenstetter ist prädestiniert für Kundenfahrerprobungen, weil die Spedition in kurzer Zeit extrem hohe Kilometerleistungen erzielt.“ Viele Lkw sind mit zwei Fahrern besetzt, die auf der Brenner-Route zwischen Norditalien und dem Ruhrgebiet mit Lebensmitteln, Gefahrgütern oder Teil- und Komplettladungen unterwegs sind.

„Bei den Tests kam heraus, dass der neue Actros auf Autobahnen und Schnellstraßen gut drei Prozent weniger Kraftstoff als sein Vorgänger verbraucht“, sagt Nikolaus Wagenstetter. „Das ist natürlich ein ganz erheblicher Wert. Besonders, wenn man wie wir pro Jahr teilweise mehr als 250 000 Kilometer auf die Tachos spult.“ Erzielt werden konnte die Einsparung vor allem durch aerodynamische Verbesserungen und eine optimierte Steuerung von Tempomat und Getriebe durch Predictive Powertrain Control.

Bei der Verringerung des Luftwiderstands entfalten die kompakten, stromlinienförmigen Kameras der neuen  MirrorCam ihre positive Wirkung. Sie sind eine Premiere im Serien-Lkw und ersetzen die großen Haupt- und Weitwinkelspiegel, die aerodynamisch gesehen bisher buchstäblich im Weg standen. Zusätzlich haben die geänderten, nun konkav geformten Endkantenklappen das Strömungsverhalten des neuen Actros weiter verbessert.


Auf der Suche nach dem Optimum: Unternehmer Nikolaus Wagenstetter ist stets offen für effizienzsteigernde Technologien.


Der zweite wesentliche Stellhebel zur Zügelung des Dieseldursts war die Überarbeitung der Tempomat- und Getriebesteuerung Predictive Powertrain Control. Sie unterstützt den Fahrer dabei, kraftstoffsparend unterwegs zu sein. Dafür passt sie Geschwindigkeit und Gangwahl fortlaufend an. Neu ist unter anderem, dass das System die Fahrweise auch auf Ü̈berlandrouten, auf denen der Einsatz des Tempomaten bisher nicht sinnvoll war, optimiert. Hier wird im Vergleich zum Vorgänger eine Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs um bis zu fünf Prozent erreicht. Predictive Powertrain Control passt die Fahrweise dabei automatisch den Gegebenheiten auf den Landstraßen an. Im Kartenmaterial des Systems wurden dazu europaweit Kurvenradien, Tempolimits und Vorfahrtsregelungen an Kreuzungen und Kreisverkehren hinterlegt.

„Wir sind viel auf den Landstraßen in Oberbayern unterwegs, um unsere Fahrzeuge immer genau dort zu haben, wo es für die Disposition am günstigsten ist“, erläutert Nikolaus Wagenstetter. „Da ist die Funktionserweiterung von Predictive Powertrain Control eine nachhaltige Verbesserung!“

Auch Tom Westphal, einer der Fahrer des neuen Actros bei Wagenstetter, ist vom weiterentwickelten Predictive Powertrain Control überzeugt: „Ich kann jetzt auch über Land ganz entspannt mit Tempomat fahren, denn Predictive Powertrain Control wählt immer den passenden Gang und die richtige Geschwindigkeit. Wenn ich zum Beispiel das Ortseingangsschild passiere, hält das System das Tempolimit automatisch ein.“



Optimiertes Zusammenspiel.

Allerdings finden 80 bis 90 Prozent der gefahrenen Kilometer von Wagenstetter auf Autobahnen statt – und auch hierfür wurde das System noch einmal verbessert: Neu ist zum Beispiel ein optimiertes Zusammenspiel mit dem Abstandshalte‑Assistenten, sodass Predictive Powertrain Control den Lkw jetzt frühzeitig zurückfallen lässt, wenn ein vorausfahrendes Fahrzeug zur Verzögerung zwingt.

Fürs Bergabfahren gibt es ebenfalls eine Neuerung: Das System wählt schon vor der Einfahrt ins Gefälle genau den Gang, der gewährleistet, dass die Dauerbremse optimal eingesetzt und die Betriebsbremse geschont wird. Ein Vorteil besonders für Lastzüge mit hoher Tonnage und für Lkw, die viel durchs Gebirge fahren. „Diese Funktion arbeitet sehr effizient“, erzählt Wagenstetter-Fahrer Tom Westphal. „Ich bin ja dauernd in Tirol unterwegs. Über den Brenner fahre ich manchmal viermal die Woche.“

Von den Innovationen des neuen Actros gefällt dem 51-Jährigen aber die neue MirrorCam am besten: „Nicht nur für die Aerodynamik, sondern auch für Sicherheit und Fahrzeughandling ist die MirrorCam eine enorme Verbesserung. Durch den Wegfall der großen Spiegel habe ich eine viel bessere Rundumsicht. Ich finde auch die Distanzlinien zur besseren Einschätzung des rückwärtigen Verkehrs sehr hilfreich. Angenehm ist, dass das Bild des kurveninneren Displays automatisch mitschwenkt, wenn man einlenkt. So behalte ich das Trailerende immer perfekt im Blick.“

Auch bei Nacht und schlechten Sichtverhältnissen arbeitet die MirrorCam besser als die herkömmlichen Außenspiegel, so Tom Westphal, den alle nur „Zottl“ nennen. Sein Urteil fällt eindeutig aus: „Ich habe meinem Chef schon gesagt: In Zukunft möchte ich nur noch mit MirrorCam fahren. Mit einem anderen Lkw muss er gar nicht erst kommen!“

Zu dieser Aussage schmunzelt Nikolaus Wagenstetter: „Die Welt ist kein Wunschkonzert. Schau’n wir mal!“ Der Unternehmer weiß aber auch: Wer beim derzeitigen Fahrermangel gute Mitarbeiter finden und halten will, muss auch gut ausgestattete Lkw bereitstellen. „Der neue Actros hat hier einiges zu bieten, das beginnt beim neuen Multimedia Cockpit, das die Fahrer wie ein Smartphone bedienen können.“ Und es geht weiter mit den neuen Sicherheits- und Assistenzsystemen, die den Arbeitsalltag erleichtern und den Stress reduzieren.


Entspannter unterwegs: Fahrer Tom Westphal ist begeistert von MirrorCam, Multimedia Cockpit und Active Drive Assist.


„Der Test beim Kunden bringt wertvolle Hinweise.“

– Rolf Knehr, Entwicklungsingenieur für Mercedes‑Benz Trucks


Aktive Unterstützung für den Fahrer.

Beim Test des neuen Actros bei Wagenstetter stand auch der neue Active Drive Assist im Fokus. Dieses System ist ein weiterer wichtiger Meilenstein im Lkw-Bau, denn es ermöglicht erstmals in einem Serien-Lkw teilautomatisiertes Fahren in allen Geschwindigkeitsbereichen.

Der Active Drive Assist unterstützt den Fahrer aktiv bei der Längs- und Querführung des Fahrzeugs und kann den Lkw selbstständig bremsen, beschleunigen und durch aktive Lenkbewegungen in der Spur halten. Allerdings bleibt der Fahrer weiterhin in vollem Umfang für das Fahrzeuggeschehen verantwortlich und muss die Fahrweise stets der Verkehrssituation anpassen.

„Das System ist eine wertvolle Unterstützung in den unterschiedlichsten Situationen: Bei viel Verkehr hilft der Active Drive Assist, immer den richtigen Abstand zum Vordermann zu wahren, aber auch keinen Raum zu verschenken“, erzählt Westphal.


Der Fahrer bleibt verantwortlich: Auch wenn der Active Drive Assist aktiv in das Fahrgeschehen – zum Beispiel für eine Spurkorrektur – eingreifen kann: Zu jeder Zeit ist der Fahrer voll verantwortlich für das Geschehen. Bei Bedarf signalisiert der Active Drive Assist deshalb im Display: Hände ans Steuer!


„Auf langen, monotonen Fahrten dagegen übernimmt es ein bisschen die Funktion eines Co-Piloten, der immer mit aufpasst und auch mal frühzeitig kleine Korrekturen vornimmt. Im Stau ist der Active Drive Assist durch seine Stop-and-go-Funktion ebenfalls ein angenehmer Helfer. Unterm Strich nimmt mir das System Arbeit ab. Ich muss zwar weiter alles überwachen, aber nach neun Stunden hinterm Lenkrad bin ich mit dem Active Drive Assist lange nicht so kaputt wie früher ohne.“

Der Active Drive Assist kann zwar vom Fahrer ausgeschaltet werden, ist jedoch zunächst immer eingeschaltet, sobald der Fahrer den Tempomat aktiviert und eine Geschwindigkeit festgesetzt hat. Wenn die Kamera des Systems Fahrbahnmarkierungen auf beiden Straßenseiten erkannt hat, beginnt der Active Drive Assist, den Fahrer aktiv bei der Längs- und Querführung des Lkw zu unterstützen. Dies wird ihm im Zentraldisplay des Multimedia Cockpits durch ein kleines blaues Lenkradsymbol und blaue Fahrbahnmarkierungen angezeigt.

Über das Multifunktionslenkrad des neuen Actros ist die Position des Lkw in der Spur in mehreren Stufen einstellbar: Auf der linken Schaltfläche des Lenkrads sind sechs im Kreis angeordnete Schalter platziert, unter anderem zur Steuerung des Tempomaten. Mittig zwischen diesen Schaltern befindet sich ein Touch Control Pad, das für die Bedienung des Active Drive Assists wichtig ist: Je nachdem, in welche Richtung der Fahrer den Lkw in der Spur verschieben will, wischt er über das Touch Control Pad horizontal nach links oder rechts und bestätigt die Eingabe. Den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug kann er hier ebenfalls festlegen. Zu diesem Zweck wischt er vertikal nach oben oder unten.


Automatisch den Verbrauch senken: Predictive Powertrain Control unterstützt den Fahrer jetzt auch auf Landstraßen beim Kraftstoffsparen – ein Vorteil insbesondere auf Strecken, die der Fahrer nicht gut kennt.


Ganz neues Fahrgefühl.

Wenn der Fahrer den Active Drive Assist so programmiert hat und der Lkw kommt dem „Vordermann“ zu nah, wird dies durch die stilisierte Ansicht eines vorausfahrenden Fahrzeugs im Zentraldisplay dargestellt. Der Active Drive Assist bremst den Lkw dann selbstständig ab. Sobald wieder genug Abstand vorhanden ist, beschleunigt das System das Fahrzeug erneut automatisch bis zur im Tempomaten festgesetzten Geschwindigkeit.

Die gleiche aktive Rolle übernimmt das System auch bei der Spurführung: Droht der Lkw die Spur zu verlassen, lenkt der Active Drive Assist das Fahrzeug zurück und hält es so in der Spur. Ein weiteres Plus für die Sicherheit: Wird der Active Drive Assist vom Fahrer deaktiviert, bleibt die aktive Spurführung weiterhin erhalten. Dabei nutzt der Active Drive Assist die neue, elektrohydraulisch unterstützte Servotwin-Lenkung. Sie erhöht bei Bedarf das Lenkmoment.

„Am Anfang musste ich mich erst an das System gewöhnen“, räumt Tom Westphal ein. „Es ist schon eine krasse Veränderung des Fahrgefühls, wenn der Active Drive Assist eingreift. Man baut aber schnell Vertrauen auf, weil die Korrekturen immer sinnvoll sind und der Sicherheit dienen. Besonders im Fernverkehr macht sich das positiv bemerkbar. Es gibt einfach weniger Stress.“

Auch Nikolaus Wagenstetter ist vom Nutzen des teilautomatisierten Fahrens überzeugt: „Der Active Drive Assist ist ein System, das unsere Fahrer besonders auf Autobahnen und Schnellstraßen wirksam unterstützt. Ein System für teilautomatisiertes Fahren mit diesem Leistungsspektrum gibt es zurzeit nur im neuen Actros. Mercedes‑Benz Trucks hat damit einmal mehr unterstrichen, dass sie technisch die Spitze markieren.“

Sämtliche Assistenzsysteme im neuen Actros arbeiten eng aufeinander abgestimmt: So nutzt der Active Drive Assist bei der Erfassung des vorausfahrenden Verkehrs und zur Erkennung der Fahrbahnmarkierungen die weiterentwickelte Radar- und Kameratechnologie des ebenfalls neuen, jetzt für alle Actros serienmäßigen1 Active Brake Assist 5. Auch agiert der Active Drive Assist stets im Einklang mit den Vorgaben von Predictive Powertrain Control, um den Lkw möglichst kraftstoffsparend zu bewegen. Transportunternehmer Wagenstetter: „Bei den Assistenzsystemen bietet Mercedes‑Benz Trucks ein harmonisch arbeitendes Gesamtpaket, das die Sicherheit und Wirtschaftlichkeit unseres Geschäfts nachhaltig verbessert.“


[1] Serienmäßig für Fahrzeuge, für die ein Notbremsassistent gesetzlich vorgeschrieben ist.


Fotos: Matthias Aletsee

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