25 Meter, 60 Tonnen: Maik Jacobsen im Actros 2563 unterwegs nach Schweden

Reportage

Schöne Schwedentour.

Zweimal pro Woche fährt Maik Jacobsen mit seinem extraschweren Lang-Lkw Altmetall nach Schweden – am Lenkrad eines neuen Actros 2563.


Hinter der Windschutzscheibe von Maik Jacobsens neuem Actros prangt ein Schild mit einem frechen Spruch darauf: „Das Leben ist zu kurz, um popelige Trucks zu fahren!“ Dahinter könnte man pure Angeberei vermuten. Aber in Maiks Fall steckt doch sehr viel Wahrheitsgehalt in dem selbstbewussten Statement. Denn Maik fährt einen neuen Actros 2563 mit 460 kW. Und mehr noch als die Top-Motorisierung unterstreichen Dimensionen und Gewichtsklasse des Lastzuges seine Botschaft an die Außenwelt: 25,25 Meter Länge, 60 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht.

Zweimal pro Woche macht sich Maik mit seinem extraschweren Lang-Lkw von Flensburg auf, um für seinen Arbeitgeber Nord-Schrott recycelte Metalle über Dänemark zu Gießereien nach Schweden zu bringen. Auf dem Rückweg sammelt er Schrott bei verschiedenen Händlern in Schweden ein. Der wird dann in Flensburg von Nord-Schrott aufbereitet und weiterverkauft. So schließt sich der Kreis.


Fahrer Maik Jacobsen achtet auch auf die Qualität des zu transportierenden Schrotts.


Mit 60 Tonnen erst ab Padborg.

Zwar sind in Deutschland Lkw mit der Länge von Maiks XXL-Truck auf ausgewählten Strecken erlaubt. Nicht aber die 60 Tonnen, die das Fahrzeug zusammen mit seinen drei gut gefüllten Abrollcontainern normalerweise auf die Waage bringt und die auf dänischen und schwedischen Fernstraßen fahren dürfen. Deswegen braucht Maik auf den ersten zehn Kilometern bis zur dänischen Grenze die Unterstützung eines Kollegen.

Der bringt für ihn mit einem konventionellen Sattelzug zwei Abrollcontainer nach Padborg. Maik folgt dem Kollegen in seinem neuen Actros mit dem dritten Abrollcontainer und einem sogenannten Dolly im Schlepptau. Dieses zweiachsige Aggregat des dänischen Herstellers HFR wird das Mittelstück von Maiks XXL-Truck bilden und den Sattelauflieger mit den zwei Abrollcontainern mit dem Zugfahrzeug verbinden.



Auf einem Parkplatz in Padborg koppelt Maik mit einem routinierten Rangiermanöver Dolly und Sattelauflieger – die eigentliche Reise kann losgehen. Und die ist unglaublich schön und zum Teil spektakulär: In Dänemark geben die Scheiben des Fahrerhauses immer wieder den Blick auf die Ostsee frei. In Schweden warten schier unendliche Landstraßen durch hügelige Wälder.

Spektakuläre Strecke.

Nach gut einer Stunde erreicht Maik bei Fredericia die Brücke, die über den Kleinen Belt führt und Jütland mit der Insel Fünen verbindet. Von hier aus sind es nur noch anderthalb Stunden zum wohl spektakulärsten Bauwerk der Tour: Storebæltsbroen. Regen zieht auf, als Maik das imposante, 14 Kilometer lange Brückenbauwerk erreicht. Dennoch ist ein schmaler Streifen blauen Himmels zu sehen. Damit große Seeschiffe den Großen Belt passieren können, wurde im Ostteil der Querung die mit einer Länge von 2.694 Metern und einer Hauptspannweite von 1.624 Metern längste Hängebrücke Europas errichtet.


Ein sogenannter Dolly des dänischen Herstellers HFR bildet das Mittelstück des Gigaliners und nimmt den Auflieger mit zwei Containern auf.
Ein sogenannter Dolly des dänischen Herstellers HFR bildet das Mittelstück des Gigaliners und nimmt den Auflieger mit zwei Containern auf.
Mit zwei Lkw müssen die Container auf die dänische Seite transportiert werden, wo 60-Tonnen-Gigaliner auf ausgewählten Routen erlaubt sind.
Mit zwei Lkw müssen die Container auf die dänische Seite transportiert werden, wo 60-Tonnen-Gigaliner auf ausgewählten Routen erlaubt sind.

Die Steigung zur Hängebrücke macht Jacobsens Actros trotz seiner 60 Tonnen souverän mit Tempo 80. „Ein starker Motor ist aus meiner Sicht das Wichtigste bei diesen Transporten“, findet Maik. „In Dänemark und Schweden gibt es fast keinen Stau. Das bedeutet, wir schaffen hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten und können auch weit im Norden gelegene Ziele in unsere Rundläufe aufnehmen.“

Viel Leistung hatte auch das Vorgängermodell. Das ist Maik gewohnt. Seit dem Winter ist er jedoch mit dem neuen Actros unterwegs, der unter anderem mit MirrorCam und Multimedia Cockpit weitere Highlights zu bieten hat.


„Ist alles eine Frage des Willens und der Disziplin.“

– Maik Jacobsen


Statement: Maiks neuer Actros 2563 mit 460 kW, 25,25 Meter Länge und 60 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht fällt sicher nicht in diese Kategorie.


Entspanntes Fahren in Schweden.

Am besten gefällt Maik an seinem neuen Arbeitsgerät das verbesserte Predictive Powertrain Control. Diese intelligente Tempomat- und Getriebesteuerung ist jetzt auch im Überlandverkehr einsetzbar. „Das hilft mir besonders auf den Landstraßen in Schweden, auf denen ich jetzt ganz locker mit Tempomat fahren kann“, erzählt Maik.

„Das System weiß immer schon im Vorwege, wenn ein Ortschild kommt und geht vom Gas. Wenn ich den Ort dann wieder verlasse, beschleunigt es den Lkw automatisch wieder bis zur eingestellten Geschwindigkeit – einfach toll!“



Der Nord-Schrott-Fahrer liebt die Tour durch Dänemark und Schweden auch wegen der Mentalität der Menschen, die er unterwegs trifft. Seine erste Pause legt er auf einem Rastplatz kurz vor Kopenhagen auf Seeland ein. Routiniert bestellt er einen „friskbrygget kaffe“. Dänisch hat er sich in Abendkursen angeeignet, und es geht ihm flott von den Lippen. „Ist alles eine Frage des Willens und der Disziplin“, sagt Maik. Vielleicht sollte er das Schild mit den „popeligen Trucks“ auch auf Dänisch herstellen lassen. Die Übersetzung jedenfalls wäre kein Problem: „Livet er alt for kort for at køre rundt i tarvelige lastbiler!“


Die Brücke über den Kleinen Belt ist die erste von drei Brücken auf dem Weg nach Schweden.


Fotos: Christoph Börries

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