Holztransport: Stämmesammeln mit dem Arocs 2651 L

Reportage

Über alle Berge.

Heinrich Hauser mag Autobahnen nicht. Viel lieber steuert er seinen Arocs über enge Forstwege in den Tiroler Bergen. Wir haben ihn bei einem Holztransport begleitet.


Heinrich Hauser wirft einen routinemäßigen Blick in seinen Rückspiegel. Dann steigt er aufs Gas und fährt mit seinem Arocs 2651 L die Forststraße in Richtung Märzengrund hoch. Rückwärts. Und trotz der Enge und den knapp am Wegrand stehenden Bäumen mit einer Sicherheit, die jeden Pkw-Fahrer vor Neid erblassen lassen würde. Nur einmal hält er kurz an, um nach einer langgezogenen Linkskurve einige Steine von der Fahrbahn zu räumen.

Den tiefen Schlaglöchern und großen Steinbrocken am rechten Wegrand weicht Hauser offenbar instinktiv aus. Und auch andere Hindernisse und Unwägbarkeiten sind für den Tiroler hier in den Bergen hoch über dem Zillertal – nicht zuletzt dank der Schaltautomatik Mercedes PowerShift und den 375 kW seines Trucks – kein Problem. „Da gibt es noch ganz andere Wege“, sagt der 46-Jährige und lächelt. „Aber gerade das macht mir ja auch Spaß. Ich fahre lieber auf engen Forststraßen die Berge hoch und lege im Winter notfalls auch dreimal am Tag die Schneeketten an, als auf der Autobahn endlos weit Kilometer zu fressen.“

Gut also, dass Heinrich Hauser in seinem Arbeitsalltag mehrspurige Überlandstraßen nur selten zu Gesicht bekommt. Die meiste Zeit treibt er sich in den Bergen herum und befördert für das in Stumm im Zillertal angesiedelte Familienunternehmen Hauser Transporte Holz. Heute sind es Fichtenstämme, die er vom Märzengrund zur Firma Binder in Fügen ins Tal bringen soll. Rund 30 Festmeter werden es schließlich sein, gleichmäßig auf der Ladefläche seines Arocs und des dreiachsigen Hängers verteilt.



Jetzt muss Hauser aber erst einmal via Tablet online bestätigen, dass er in das Zielrevier der Österreichischen Bundesforste eingefahren ist. Die Meldung versteht sich als Teil der Auftragsabwicklung. Davor musste er bereits eine konkrete Order aus der Frachtbörse auswählen, und später wird er dem System auch seine Abfahrt aus dem Revier melden und den Bundesforsten einige Fotos der Fracht übermitteln. „Damit können sie kontrollieren, ob ich die Menge richtig eingeschätzt habe, und sich ein erstes Bild von der Qualität des Holzes machen“, sagt Hauser.

Derweil sind die Durchforstungsarbeiten in vollem Gange. Mithilfe eines Kipplastseilkrans ziehen Forstarbeiter gefällte Bäume aus dem steil abfallenden Hang links des Weges nach oben, entasten sie maschinell und kappen die Stämme bei etwas über vier Metern. „Die Länge sollte zwischen 4,07 und 4,14 Meter liegen – das gilt schon als erstes wichtiges Qualitätskriterium“, sagt Heinrich Hauser.


Mit dem Kran-Aufbau des Arocs platziert Hauser geschickt Baumstamm für Baumstamm auf der Ladefläche.
Mit dem Kran-Aufbau des Arocs platziert Hauser geschickt Baumstamm für Baumstamm auf der Ladefläche.
Wald und Berge sind die Leidenschaft von Heinrich Hauser – sein Arocs 2651 L bringt ihn sogar über schmalste Forstwege.
Wald und Berge sind die Leidenschaft von Heinrich Hauser – sein Arocs 2651 L bringt ihn sogar über schmalste Forstwege.

Er hat seinen Arocs dicht hinter einem hohen Stoß quer über die Fahrbahn liegender Baumstämme zum Stehen gebracht. Danach klettert er hoch in den Sessel des Kran-Aufbaus seines Lkw und fährt per Knopfdruck die Hydraulik-Stützen des Arocs aus. Sie graben sich sofort tief in den aufgeweichten Grund des Forstwegs und verleihen so dem Fahrzeug die nötige Stabilität. Für den anschließenden Ladevorgang ist das auch dringend erforderlich: Baumstamm für Baumstamm hievt Hauser mit dem Kran auf die Ladefläche, immer wieder schüttelt die tonnenschwere Fracht den Arocs kräftig durch. Rund 20 Minuten später ist es schon geschafft und der Plateau-Aufbau des Arocs, der sowohl den Transport von Rundhölzern als auch den von Schnittholz mit ein und demselben Fahrzeug möglich macht, bis oben hin befüllt. Also ab ins Tal?

„Nein“, sagt Hauser. „Nicht so schnell. Ich fahre jetzt nur ein Stück die Forststraße hinunter bis zum nächsten Umkehrplatz, wo ich zuvor den Hänger abgestellt habe. Dort lade ich das Holz von meiner Ladefläche um. Dann fahre ich nochmals hier hoch, belade den Arocs von Neuem und sammle auf dem Rückweg unten den Hänger wieder ein.“



Gesagt, getan. Bald trifft Heinrich Hauser mit der zweiten Fuhre Holz am Umkehrplatz ein, setzt langsam zum Hänger zurück und koppelt ihn an. Danach kümmert er sich um die Ladungssicherung, zieht zwei Spanngurte aus ihrer Verankerung unter der Ladefläche und wirft sie quer über die Baumstämme auf der Ladefläche seines Arocs und drei weitere Spanngurte über die Hölzer am Hänger. Auf der gegenüberliegenden Seite hängt er die Gurte anschließend an den dafür vorgesehenen Halterungen ein und erhöht mit einer Ratsche deren Spannkraft. „Damit auch sicher nichts ins Rutschen kommt“, sagt er. „Darauf muss man umso mehr achten, wenn Schnee oder Matsch liegen.“

Links und rechts des Forstwegs ist zwar noch etwas Schnee zu sehen, den der frühe Wintereinbruch mit sich gebracht hat, aber die Fahrverhältnisse beeinflusst das nicht. „Zumindest heute nicht mehr. Gestern musste ich hier noch Schneeketten anlegen“, sagt Hauser, während er im Fahrerhaus zu seinem Tablet greift. Er wischt mit seinen Fingern über das Display, übermittelt damit Fotos der Fracht an die Bundesforste und aktiviert abschließend den „Verlasse Revier“-Button. Und jetzt: ab ins Tal!


Sicher ist sicher: Hauser zurrt die Stämme für den Transport ins Tal gewissenhaft fest.
Sicher ist sicher: Hauser zurrt die Stämme für den Transport ins Tal gewissenhaft fest.
Mit 30 Festmetern Holz machen sich Hauser und sein Arocs auf den Weg zum Kunden.
Mit 30 Festmetern Holz machen sich Hauser und sein Arocs auf den Weg zum Kunden.

Eine Menge Holz.

Die Hauser Transporte GmbH wurde 1968 von Johann Hauser mit einem einzigen Lkw gegründet. Als Firmenchef dirigiert sein Sohn Helmut Hauser heute einen Fuhrpark mit 20 Lkw (von denen die Hälfte den Stern am Kühlergrill trägt) und zwölf Baggern. Neben Aushubarbeiten gehört dabei der Holztransport zu den Kernaufgaben.

„Im vergangenen Jahr haben wir insgesamt rund 140 000 Festmeter transportiert, davon 65 000 für die Österreichischen Bundesforste“, sagt Helmut Hauser stolz. „Und bei Aushubarbeiten bewegen wir unzählige Kubikmeter, alleine beim Aushub eines Wohnblocks in Innsbruck waren es zuletzt 100 000 Kubikmeter.“ In den Sieb- und Brechanlagen am Firmengelände wird der Aushub anschließend recycelt. „Wir bieten damit also alles aus einer Hand an“, sagt Helmut Hauser, der zum Kerngeschäftsgebiet neben Tirol auch Südtirol, Bayern, Salzburg und Oberösterreich zählt.

www.hausertransporte.at

Fotos: Bubu Dujmic

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