Komfortabler Spezialeinsatz mit SoloStar Concept

Reportage

Nachtschicht.

Dieter Korb liebt die Herausforderung. Am liebsten fährt er Transporte, die schwerer oder breiter sind als gewöhnlich. Mit seinem neuen Actros mit SoloStar Concept hat er das ideale Fahrzeug für diese Aufgaben.


Die Lichtkegel der Scheinwerfer verlieren nach und nach an Kontur. Links, im Westen, ist noch pechschwarze Nacht. Im Osten beginnt der neue Tag mit einem breiten Farbspektrum von dunkelblau bis hellgelb. Dieter Korb schaltet den Tempomat ab und greift zum Funkgerät. „Claus, wir fahren hier raus“, sagt er dem Kollegen im Begleitfahrzeug. Er zieht den Lenkstockhebel auf Stufe 1. Der neue Actros 1842 bremst langsam ab und rollt auf den Parkplatz „Harmonie“ kurz vor Bremerhaven aus. Nichts los auf der Autobahn 27 um diese Zeit, und bei den wenigen Lkw auf dem Parkplatz sind die Vorhänge zugezogen. Ein leises Zischen der Feststellbremse, ein kurzer Druck auf den Start-Stopp-Knopf – Stille.

Im blauen Ambientelicht des Fahrerhauses hält Dieter kurz inne. Dann greift er zum Telefon. Noch 30 Kilometer sind es bis zum Hafen, und die Polizei muss seinen Transport ab hier begleiten. Doch schnell wird klar, dass es bis zum Feierabend noch lange hin ist. „Die haben jetzt noch keine Zeit für uns. Keine Ahnung, wie lange wir hier warten müssen“, sagt er. Die Zwangspause so kurz vor seinem Ziel und zu dieser Uhrzeit nimmt er gelassen: „Das gehört bei Sondertransporten eben dazu.“

Auf dem Auflieger befinden sich drei Kabinendruckschotts, die die Passagierkabine einer Boeing vom hinteren Teil des Rumpfes trennen. Mit drei Tonnen ist die Ladung zwar vergleichsweise leicht. Aber die Breite übertrifft mit 4,66 Metern den üblichen Rahmen. Mehr als einen Meter ragt die Kiste zu beiden Seiten über den Lkw hinaus. Deshalb wird Dieter von Claus Knobelsdorf begleitet, der hinter ihm die zweite Fahrbahn absichert, in die der Sondertransport mit seiner Ladung ragt. Und deshalb darf er nur mit Polizeibegleitung ins Bremerhavener Stadtgebiet einfahren.

Und so heißt es jetzt abwarten. Dieter geht zwei Schritte hinüber auf die Beifahrerseite. „Für solche Momente ist diese Einrichtung einfach perfekt.“ Er meint damit das SoloStar Concept seines neuen Actros. Das Besondere dabei: Statt eines normalen Sitzes befindet sich auf der Beifahrerseite ein bequemer runder Sessel direkt an der Rückwand der Kabine. Der Fahrer hat so genügend Platz, um die Beine auszustrecken. Das 2,50 Meter breite StreamSpace-Fahrerhaus mit ebenem Boden bietet zusätzliche Bewegungsfreiheit. „Selbst im Stehen hat man hier wirklich viel Platz, zum Beispiel, wenn ich mich umziehen will“, so Dieter.

Das SoloStar Concept ist für Dieter der ideale Begleiter auf seinen Touren: „Gerade bei Sondertransporten gibt es immer wieder Pausen. Aber was soll’s, ich habe ja ein Appartement auf Rädern. Ich wohne unterwegs richtig luxuriös.“

So wie auf dem Parkplatz „Harmonie“. Jederzeit könnte die Polizei anrufen. Entspannen geht, im Bett schlafen geht nicht. Also macht er es sich auf dem Sessel gemütlich, das Handy liegt neben ihm auf dem Tisch. „Das wird sicher nichts vor sieben Uhr“, sagt er, lehnt sich zurück, streckt die Beine aus und schließt die Augen.

Die Fahrt hierher vom Rasthof „Börde“ bei Magdeburg war problemlos – ohne Stau und bei wenig Verkehr ging es durch die norddeutsche Tiefebene. Begonnen hatte der Transport zwei Tage zuvor auf dem Werksgelände von Premium Aerotec in Augsburg. Gegen 13 Uhr ist sein Sattelzug mit gesicherter Ladung abfahrbereit. Dieter sitzt in seinem Sessel und genießt die Sonnenstrahlen, die durch die Frontscheibe in die Kabine fallen. Dank der Standklimaanlage ist es trotz der sommerlichen Temperaturen im Fahrerhaus angenehm kühl.

Für ihn beginnt die Fahrt mit Warten. Nur in Polizeibegleitung darf er das Werksgelände verlassen und durchs Stadtgebiet bis zur Bundesstraße 17 fahren. Er zündet sich ein Zigarillo an und nimmt einen Schluck Kaffee. Gegen 15 Uhr biegt schließlich ein Polizeimotorrad um die Ecke. Dieter setzt sich auf den Fahrersitz und startet den 310 kW starken Reihensechszylinder. Die Fahrt kann beginnen.


4,66 Meter ist die Ladung breit. Der Kollege sichert die zweite Spur ab.


Das erste Ziel ist die bayerisch-thüringische Landesgrenze. Mit der leichten Fracht geht’s zügig voran. Immer mal wieder greift Dieter zum Funkgerät: „Claus, mach mal die linke Spur zu, den überhole ich jetzt.“ Nur wenige Zentimeter scheinen seine Fracht dann von den anderen Lkw zu trennen. In Wirklichkeit ist es immer mehr als ein Meter. Dieter bleibt ruhig: „Ich bin schon Transporte gefahren, die waren sechseinhalb Meter breit“, sagt er und fügt hinzu: „Ich mag die Herausforderung, die überbreite Transporte mit sich bringen.“

Raststätte Hirschberg an der A9 kurz nördlich der thüringischen Landesgrenze bei Hof. Alles ist gut – auf dem Streifen für Sondertransporte gibt es jetzt am frühen Abend noch genügend Platz für den Sattelzug. In Thüringen dürfen, wie in den meisten Bundesländern, besonders breite oder schwere Transporte in aller Regel nur zwischen 22 und 6 Uhr fahren. Also erst einmal genug Zeit zum Entspannen. Denn schließlich liegen später noch viereinhalb Stunden Fahrt vor Dieter. „Am schlimmsten ist die Zeit zwischen Mitternacht und vier Uhr morgens. Da werden vielen Fahrern die Augen schwer“, sagt er und macht es sich wieder auf seinem Sessel gemütlich.

Kaffee und Zigarillo zur Abfahrt, Dieter liebt diese Gewohnheit. Doch anders als heute Nachmittag muss er jetzt den Scheibenwischer einschalten. Der Regen prasselt gegen die Windschutzscheibe, als er den Parkplatz pünktlich um 22 Uhr Richtung Norden verlässt.

Vor 30 Jahren hatte der gebürtige Erzgebirger seinen Job als Isolierklempner aufgegeben und wurde Lkw-Fahrer. „120 Aluchips“, umgerechnet rund 50 D-Mark, kostete der Führerschein zu DDR-Zeiten. Anschließend war er unter anderem zwei Jahre lang auf Baustellen für Erdgastrassen rund um Lviv in der Ukraine unterwegs. „Wir sind dort gefahren, wo kein anderer Lkw hingekommen ist.“ Drei Monate war er jeweils vor Ort, bevor es für einen Monat nach Hause zur Familie ging. An die schlechten Straßenverhältnisse in der Ukraine kann er sich noch bestens erinnern. „Im Vergleich dazu ist die A9 ein Traum.“

Gegen Mitternacht steht der Autobahnwechsel auf die A14 an. Dieter passiert das Schkeuditzer Kreuz am Leipziger Flughafen. Eine halbe Stunde später meldet sich ein Kollege per Funk. Ein Schwertransporter ist auf der A2 kurz hinter dem Autobahnkreuz Wolfsburg/Königslutter umgekippt. Die gesamte Fahrbahn wird deshalb für mehrere Stunden gesperrt bleiben. „Eigentlich wollte ich heute Nacht bis nach Peine fahren. Aber daraus wird dann wohl nichts.“ Stattdessen stellt er seinen Lkw gegen halb zwei Uhr morgens auf dem Streifen für Sondertransporte auf der Raststätte Magdeburg-Börde ab. Feierabend.

Mit wenigen Handgriffen ist das Wohn- zum Schlafzimmer umgebaut. Dafür kippt Dieter die Rückenlehne des Sessels nach vorn und klappt das Bett herunter. „Die Matratze ist so bequem, da schlafe ich sogar besser als zu Hause“, sagt er. „Oben gibt es auch ein Bett, und die Sitzecke ist mit einem Gurt versehen. Deshalb könnte man auch zu zweit fahren.“Am nächsten Vormittag. Dieter hat Zeit für ein ausgiebiges Frühstück, denn es geht wieder erst um 22 Uhr weiter. Die Handgriffe vom Abend in umgekehrter Reihenfolge: Bett an die Rückwand, und Sitzlehne hochklappen. Zusammen mit dem Tisch ist der Frühstücksplatz schnell hergerichtet. Die Kaffeemaschine rattert, Käse, Wurst und Brot kommen aus dem 36-Liter-Kühlschrank, der auch noch Platz für Getränke und die ein oder andere kleine Mahlzeit bietet. „Hin und wieder bereite ich mir auf dem Gaskocher selbst etwas Warmes zu. Diese Unabhängigkeit finde ich einfach klasse“, sagt er. Dann nimmt er Messer und Kaffeelöffel aus dem Besteckfach am Tisch und beginnt mit dem Frühstück.


Komfortzone: Dieter macht es sich in seinem Sessel bequem.


Draußen versperrt ein dichtes Wolkenband den Blick auf die Sonne. Außerdem sorgt der kräftige Westwind für ungemütliche Temperaturen. „Ein Tag, wie gemacht für das SoloStar Concept“, findet Dieter. Er öffnet elektrisch das Hebedach. Frische Luft durchströmt das Fahrerhaus. Der Komfort in der Kabine lässt ihn immer wieder staunen. Angefangen hatte er auf einem alten IFA H3A. „Da saßen wir auf Holzbänken und mussten beim Gangwechsel immer schön Zwischengas geben. Es ist schon Wahnsinn, was sich seither getan hat“, sagt er.

Zurück zum Parkplatz „Harmonie“ bei Bremerhaven. Dieter soll Recht behalten – erst gegen 7.30 Uhr steht eine Polizeieskorte bereit, die seinen Transport in den Hafen geleiten kann. Dieter reibt sich die Augen. Hat doch verdammt gut geschlafen in seinem Sessel. Werden ihm das ständige Warten und die nächtlichen Touren nicht zu viel? Er winkt ab. „Ich bin gern auf der Straße. Und außerdem habe ich doch den besten Lkw, den man sich für diese Aufgaben vorstellen kann.“

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