Flexo Raumsysteme senkt die Logistikkosten mit eigener Flotte um 50 Prozent

Wirtschaft & Logistik

Gläserne Produktion.

Flexo baut Raumsysteme nach Maß. Eine Spezialität des Unternehmens aus dem Münsterland sind gläserne Gleittüren für Schränke oder als Raumteiler. Weil deren Transport aufwendig ist, stemmt man ihn selbst – auch mit dem Actros.


Wenn Wolfgang Hille die mehrere Quadratmeter große Glasscheibe innerhalb kaum einer Minute per Kran anhebt, zum Schneidetisch bugsiert und sanft auf diesem ablegt, macht es nicht den Anschein, als sei der Werkstoff zerbrechlich. Aber das täuscht. Der gelernte Kunstglaser hat schlichtweg jede Menge Routine. Das muss er auch, denn Glas spielt eine entscheidende Rolle bei seinem Arbeitgeber, der Flexo Raumsysteme GmbH. Zu den Verkaufsschlagern zählen gläserne Gleittüren, viele davon in der Lackiererei oder unter dem Laser veredelt.

„Rund die Hälfte unserer Produkte besteht überwiegend oder teils aus Glas, dazu zählen auch Trennwände für den Garten“, sagt Wilhelm Mümken. Er hat den Familienbetrieb in Vreden im Münsterland 2002 gegründet. Ein weiterer Schwerpunkt sind individuell auf Maß angefertigte Regalsysteme aus Holz – von denen viele dann hinter einer gläsernen Gleittür verschwinden. Vertrieben werden die Flexo-Produkte über große Baumärkte oder auch einen Spezialanbieter für Schlafzimmermöbel. Das Beliefern der Händler übernimmt Flexo seit einigen Jahren selbst. Eine kleine Flotte aus fünf schweren Lkw – darunter drei Actros – sowie zwei Zwölftonnern ist in festen Wochentouren unterwegs. 


„Dank unserer Fahrzeuge haben wir die Transportkosten um bestimmt 50 Prozent gesenkt“, so Wilhelm Mümken. Denn Fracht mit hohem Glasanteil muss stehend befördert werden. „Speditionen können das meist nur mit A- oder L-Trägern lösen – das beansprucht viel Platz und ist daher teuer.“

Zudem habe es in den Händen der naturgemäß nicht auf Glas spezialisierten Fahrer gelegentlich Bruch gegeben. „Das haben wir nahezu komplett abgestellt, seit das unsere Fahrer übernehmen, obwohl wir die Ware lose lagern.“ Möglich machen das Lkw-Aufbauten mit Plane zur einen und fester Wand zur anderen Seite, an die die Ware gelehnt wird. Hinzu kommt ein spezielles Sicherungssystem.


„Dank unserer Fahrzeuge haben wir die Transportkosten um bestimmt 50 Prozent gesenkt.“

– Wilhelm Mümken, Gründer der Flexo Raumsysteme GmbH


Made in Germany. Rund 15.000 Gleittüren produziert die Flexo Raumsysteme GmbH pro Jahr – ein Großteil davon aus Glas. Weil die Nachfrage wächst, soll allein die Fertigung der Glas-Varianten auf 20.000 Stück steigen.
Made in Germany. Rund 15.000 Gleittüren produziert die Flexo Raumsysteme GmbH pro Jahr – ein Großteil davon aus Glas. Weil die Nachfrage wächst, soll allein die Fertigung der Glas-Varianten auf 20.000 Stück steigen.
Vielseitig sind die Fachgebiete der Belegschaft. Wolfgang Hille (o.) ist Kunstglaser. Zudem gibt es Lackierer und auch Holzexperten. Mit insgesamt gut 40 Mitarbeitern ist Flexo schlank, aber schlagkräftig aufgestellt.
Vielseitig sind die Fachgebiete der Belegschaft. Wolfgang Hille (o.) ist Kunstglaser. Zudem gibt es Lackierer und auch Holzexperten. Mit insgesamt gut 40 Mitarbeitern ist Flexo schlank, aber schlagkräftig aufgestellt.
Zerbrechlich ist vieles, was bei Flexo gehandhabt wird.
Zerbrechlich ist vieles, was bei Flexo gehandhabt wird.
Das Päckchen, das diese Mitarbeiterin wirft, zählt nicht dazu.
Das Päckchen, das diese Mitarbeiterin wirft, zählt nicht dazu.

Bremssystem als Umstiegs-Argument.

Den Ausschlag für den Erwerb des ersten Actros vor knapp zwei Jahren gab laut Mümken das damals aktuelle Bremssystem Active Brake Assist 3 – angesichts der empfindlichen Fracht leicht nachvollziehbar. Und keine Frage, dass die beiden jüngeren Lkw mit Active Brake Assist 4 ausgestattet wurden. Für maximale Verfügbarkeit wurde beim jüngsten Actros außerdem das Serviceangebot Mercedes-Benz Uptime hinzugebucht. Auch die verbrauchsarmen Motoren überzeugten den Unternehmer von Anfang an. Für einen noch weiter verringerten Dieselbedarf sind alle drei Actros der Flexo-Flotte mit dem vorausschauenden Tempomat Predictive Powertrain Control unterwegs. „Wir werten die Verbräuche nicht gezielt aus wie ein klassischer Logistiker. Daher kommt uns das System sehr gelegen, denn auf maximale Wirtschaftlichkeit beim Transport legen wir natürlich dennoch großen Wert.“

Das gilt genauso in allen anderen Bereichen – und zeigt sich ganz besonders in Wilhelm Mümkens Entscheidung, die Produkte nicht nur selbst zu entwickeln, sondern auch weitgehend hausintern zu produzieren. „Das setzt hohe Investitionen in Maschinen voraus. Aber unterm Strich gerechnet ist es trotzdem günstiger für uns, als Teile aus Asien zu importieren.“ Und so kümmern sich Wolfgang Hille und einige Kollegen ums Glas, ehe es eine Halle weiter lackiert, bedruckt oder gelasert wird. Quer über den Hof hört man in der Holzbearbeitung die Kreissäge kreischen. Und selbst Alu-Profile werden hier, wo sich das Handy beharrlich in ein niederländisches Netz einwählen will, bearbeitet.


Zielstrebig unterwegs sind die Actros des Familienbetriebs aus dem Münsterland vor allem zu großen Baumärkten in ganz Deutschland, aber auch in der Schweiz.
Zielstrebig unterwegs sind die Actros des Familienbetriebs aus dem Münsterland vor allem zu großen Baumärkten in ganz Deutschland, aber auch in der Schweiz.

Diese Fertigungstiefe beeindruckt nicht zuletzt deshalb, weil das Unternehmen mit gut 40 Mitarbeitern ein recht schlankes Team hat – das sogar Softwareentwickler umfasst. Deren Aufgabe: den sogenannten Konfigurator entwickeln und pflegen, mit dem Verbraucher auf den Websites von Händlern mit Flexo-Produkten im Programm ihre Raumsysteme individuell planen können. So hat der Hersteller, der eigentlich gar nicht im Endkundenmarkt aktiv ist, dann doch einen direkten Draht zu den Nutzern seiner Produkte.


Fotos: Ralf Kreuels

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