Nachhaltig: CO₂-Reduktion bei der Spedition Dreier

Wirtschaft & Logistik

Naturverbunden.

Wer in der Schweiz lebt, entwickelt ohnehin ein enges Verhältnis zur Natur, sagen Hans-Peter und Daniel Dreier. Die Logistikunternehmer tun viel für deren Erhalt – auch, weil immer mehr Kunden ihren CO₂-Fußabdruck verkleinern wollen. Die neuen Actros mit Euro VI helfen den Dreiers dabei.

„Vorteile bei Ausschreibungen“. Daniel Dreier, hier am Vierwaldstätter See in der Zentralschweiz, setzt auf Actros Euro VI.


Das türkisblaue Wasser des Vierwaldstätter Sees in der Schweiz glitzert im Licht der Sonnenstrahlen, die sanft über das Tal fallen. Seelenruhig ziehen einige Segler ihre Bahnen. Im Hintergrund umhüllt ein leichtes Wolkenband die schneebedeckten Berggipfel in der Zentralschweiz. Weiter unten am Hang grasen zwischen den idyllischen kleinen Dörfern Milchkühe auf der Alm.

„Ist das nicht toll? Das muss ich meinem Cousin erzählen“, schwärmt Daniel Dreier. Der Mitinhaber des gleichnamigen Schweizer Logistikunternehmens ist mit seinem neuen Actros auf der Autobahn 2 Richtung Luzern unterwegs. Gerade kehrt er von einer rund 200 Kilometer langen Tour zurück, die ihn unter anderem über die steilen Serpentinen der Gotthardstraße führte.

Die Faszination von Daniel Dreier gilt in diesem Moment jedoch nicht dem malerischen Alpenpanorama, sondern der Anzeige hinter seinem Lenkrad: „27,4 Liter auf 100 Kilometern – das ist ein toller Wert.“

Im Lager der Dreier AG in Härkingen erwartet Hans-Peter Dreier seinen Cousin. Auch er freut sich über die niedrigen Verbrauchswerte – und das nicht nur, weil das Unternehmen dadurch Treibstoffverbrauch und Kosten reduziert. „Wir versuchen, die Umweltbelastung so gering wie möglich zu halten“, betont der Geschäftsführer, der dem Familienunternehmen in der dritten Generation vorsteht. Damit ist er in bester Gesellschaft: Denn auch der Staat sowie die Kunden der Firma Dreier sind immer stärker an einem CO₂-armen Transport interessiert. Hans-Peter Dreier ist eher Pragmatiker denn Idealist, die Diskussionen über den Klimawandel und schmelzende Gletscher werden ihm oft zu emotional geführt. Dennoch sagt er: „Wir Schweizer leben eng mit der Natur zusammen und müssen uns daher für ihren Erhalt einsetzen.“

Für einen Schweizer Logistikunternehmer ist diese Einstellung zu einem gewissen Grad überlebensnotwendig. Denn wohl nirgendwo sonst sind die gesetzlichen Vorschriften so streng wie in der Alpenrepublik. So sind zwischen 22 und 5 Uhr lediglich Post- und Frischdiensttransporte zugelassen, für alle anderen Lkw-Transporte gilt ein Nachtfahrverbot. Für Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen Gesamtgewicht wird außerdem die Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) fällig, die sich nach der zurückgelegten Strecke, dem zulässigen Gesamtgewicht und den Fahrzeugemissionen berechnet. Die LSVA wird für jeden gefahrenen Kilometer erhoben und nicht nur, wie in Deutschland, auf Autobahnen. Der Umweltschutz ist zum Teil auch Bestandteil öffentlicher Ausschreibungen. So war etwa die Auftragsvergabe der in diesem Jahr beginnenden Sanierung des Züricher Flughafens an die Bedingung geknüpft, dass ausschließlich Lkw mit mindestens Euro V-Motoren eingesetzt werden.

Die Firma Dreier bekommt die Auswirkungen dieser Maßnahmen deutlich zu spüren. Allein die Kosten für die LSVA betragen jeden Monat 800.000 bis 900.000 Schweizer Franken, etwa 650.000 bis 730.000 Euro. Trotzdem hat Hans-Peter Dreier Verständnis für die strengen Auflagen: „Es ist richtig, dass die Schweiz als hochentwickeltes Land einen größeren Beitrag zum Umweltschutz leistet als andere.“

Diese Überzeugung schlägt sich bei der Dreier AG in fast allen Unternehmensbereichen nieder – vom doppelt bedruckten Papier bis zur Organisation der rund 200 Fahrzeuge starken Lkw-Flotte. So war der Familienbetrieb eines der ersten Schweizer Logistikunternehmen, das sich für den neuen Actros mit dem schadstoffarmen Euro VI-Motor entschieden hat. Mittlerweile sind 44 dieser Fahrzeuge im Einsatz. Auch wenn Euro VI erst Ende 2014 Pflicht wird, rechne sich die Investition schon jetzt, betont Dreier. Denn Fahrzeuge mit Euro VI müssen deutlich weniger LSVA bezahlen: Während ein Euro V-Lkw umgerechnet knapp 0,74 Euro pro Kilometer kostet, schlägt ein Euro VI-Fahrzeug „nur“ mit 0,66 Euro zu Buche. Bei einer realistischen Laufleistung von 10.000 Kilometern pro Monat ergibt sich eine Differenz von rund 750 Euro pro Monat pro Fahrzeug - hochgerechnet auf die 44 neuen Actros mit Euro VI spart die Firma Dreier damit 33.000 Euro monatlich. „Ab 2016, wenn die Euro V-Lkw in eine noch tiefere Kategorie fallen, wird sich dann auf einen Schlag zeigen, dass sich die frühzeitige Investition in Euro VI gelohnt hat“, so Hans-Peter Dreier.


Auf kurzen Distanzen im Nachtsprung erfolgreich. In der Schweiz gilt ein generelles Nachtfahrverbot für die allermeisten Lkw. Dreier hat sich zum Spezialisten für den effizienten Einsatz von Wechselbrücken im Kombinierten Verkehr entwickelt – auch das ist ein Beitrag Dreiers für mehr Umweltschonung und weniger CO₂-Emissionen. Denn den Zu- und Nachlauf übernehmen die sparsamen Lkw mit dem Stern.


Auch über den Kraftstoffverbrauch versucht Dreier, CO₂-Emissionen und Kosten zu senken. Seit 2003 setzt das Unternehmen in seinen Lkw FleetBoard ein. Mittlerweile sind die FleetBoard Noten sogar Teil des Prämiensystems für die Fahrer. Zwei eigens beschäftigte Ausbilder unterstützen diese dabei, ihre Werte zu optimieren. Darüber hinaus sind die Lkw auf 84 Kilometer pro Stunde gedrosselt – auch dadurch sinken Verbrauch und damit CO₂-Emission. „Am Anfang hatten einige Mitarbeiter so ihre Probleme mit diesen Maßnahmen. Aber mittlerweile ist die Skepsis verflogen. Durch FleetBoard sind die Fahrer motiviert, möglichst gute Ergebnisse zu erzielen. Und dank der Höchstgeschwindigkeit von Tempo 84 sind sie nach Feierabend wesentlich entspannter“, sagt Dreier. Der Logistiker geht jedoch noch einen Schritt weiter. „Der umweltfreundlichste Transport ist natürlich der, der nicht stattfindet“, stellt er klar. Das Unternehmen versucht daher, das Transportaufkommen zu reduzieren. So sind mittlerweile 21 Doppelstock-Auflieger im Einsatz. Auf ihren zwei übereinanderliegenden Ladeflächen mit jeweils 1,83 Meter Innenhöhe können sie bis zu 50 Prozent mehr RX-Behälter und sogar bis zu 60 Prozent mehr Europaletten mitnehmen als konventionelle Auflieger. „Mit zwei Doppelstöckern können wir also die Ladekapazität von drei herkömmlichen Fahrzeugen abdecken“, rechnet der CEO vor.

Diese Form des Transports eignet sich vor allem für die vergleichsweise leichten, aber mit 1,80 Meter hohen Rollcontainer der Schweizerischen Post, dem größten Kunden der Dreier AG. Deren Paketzentrum inklusive Zugterminal befindet sich nur einige Meter Luftlinie entfernt von der Dreier-Niederlassung in Härkingen. Das ist kein Zufall. Denn als eines der ersten Unternehmen setzt die Spedition im „Bahnland“ Schweiz nicht nur international, sondern auch im Inland auf den Kombinierten Verkehr über Lkw und Schienen. „Für uns hat dies den Vorteil, dass wir unsere Waren trotz Nachtfahrverbot rund um die Uhr transportieren können“, betont er. Zunächst wurden nur die Pakete der Post befördert. Mittlerweile nutzen auch andere Firmen die Möglichkeit, mit dem umweltfreundlicheren Kombinierten Verkehr auf Schiene und Straße der Schweizerischen Post das Nachtfahrverbot zu umgehen, darunter C&A und H&M.

Sechsmal pro Woche werden nachts rund 40 Wechselträger mit den Post-Zügen in die verschiedenen Landesteile transportiert. So konnte Dreier 2012 auf der Ost-West- und der Nord-Süd-Achse die CO₂-Emission um 960 Tonnen senken. Das lohnt sich auch, weil es für Projekte, die nachweislich den CO₂-Ausstoß reduzieren, staatliche Zuschüsse gibt.

„Wir tun viel dafür, um die Umweltbelastung so gering wie möglich zu halten“, so Hans-Peter Dreier, der sein Unternehmen als „Öko-Logistiker“ bezeichnet. Doch natürlich wurden die Maßnahmen nicht nur aus Idealismus eingeführt, sie sind auch das Ergebnis einer wirtschaftlichen Kalkulation. Denn weniger CO₂-Ausstoß bedeutet weniger Kraftstoffverbrauch und damit geringere Kosten. Zudem gelingt es der Dreier AG durch den Kombinierten Verkehr, Transportzeiten zu verkürzen und LSVA-Zahlungen zu reduzieren. So sichert sich das Unternehmen seine Wettbewerbsfähigkeit. Denn auch Dreier weiß: „Am Ende entscheidet für Kunden vor allem der Preis.“

Allerdings wird für Unternehmen das Umweltengagement immer wichtiger. So hat etwa die Post Pläne, den CO₂-Ausstoß bis Ende 2013 um weitere 15.000 Tonnen zu senken. Der Einzelhändler Coop, auch ein Kunde von Dreier, will bis zum Jahr 2023 CO₂-neutral sein. „Hier stehen wir als Logistiker natürlich in der Pflicht“, betont der Geschäftsführer.

Voraussetzung, um diese Pflicht zu erfüllen, sei der Kombinierte Verkehr. Nur so ließe sich die Umweltbelastung verringern, ohne dass die Wettbewerbsfähigkeit gefährdet wird. Warum nicht andere Länder wie Deutschland diesem Beispiel folgen? Hans-Peter Dreier muss kurz nachdenken. Vielleicht liege dies an den geografischen Gegebenheiten. In der Bundesrepublik ließe sich wegen der Größe der Kombiverkehr sicher schwieriger durchsetzen. „Aber vielleicht“, so der Schweizer, der selbst erlebt hat, wie sich die Gletscher vor seiner Haustür langsam zurückgezogen haben, „ist in Deutschland die Schmerzgrenze auch einfach noch nicht erreicht.“

www.dreier.lu

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