Mit Transportunternehmer Georg Hegelmann unterwegs im Actros

Wirtschaft & Logistik

Big in Europe.

Die Hegelmann Group zählt zu den großen Akteuren in der europäischen Express-Logistik. Das Unternehmen setzt dabei auf eine Flotte von Actros. RoadStars begleitete Firmengründer Georg Hegelmann auf einer Tour in Spanien und Frankreich.

Jederzeit an jedem Ort. Auf der D914 geht es am Fort Saint-Elme vorbei Richtung Norden.


Das Smartphone auf der Actros-Ablage gibt Blinkzeichen. Georg Hegelmann nimmt es trotzdem nicht zur Hand. Wer jetzt etwas von ihm möchte, muss sich schon bis zur nächsten Pause gedulden. Und es sind viele, die etwas von ihm wollen: Angebote, Informationen, Ratschläge – Georg Hegelmann ist gefragt. In diesen Tagen will er aber eigentlich nur eines: Lkw fahren. Wie früher.

Der 59-Jährige ist einer der Gründer der Hegelmann Group aus Karlsdorf-Neuthard bei Karlsruhe. Als er 1998 das Unternehmen gründete, bestand es nur aus ihm, seinem Bruder und einem gebrauchten Lkw. „Das war viel Arbeit auf einmal“, erinnert er sich, lächelt kurz und blickt auf die Schilderbrücke vor ihm.


Bis zur Grenze nach Frankreich ist es nicht mehr weit. Er trinkt einen Schluck Wasser, schaut nach links in die grün bewachsenen Berge und stellt die Flasche wieder in die Halterung. „Dispo und Buchhaltung haben wir im Wohnzimmer unserer Wohnung geregelt.“



Ein Vorteil in den Anfangsjahren war, dass sich die Brüder gut mit der damaligen Lkw-Technik auskannten. „Wir sind damals ja selbst gefahren und hatten so direkten Einfluss auf die Kosten.“ Wirtschaftlichkeit war ein großes Thema: Dieselverbrauch gering halten, Kupplung und Bremsen schonen. Hegelmann: „Gab es mal Ausfälle, hatten wir die Fahrzeuge schnell wieder auf der Straße.“ Heute verfügen die Logistiker über 19 Standorte mit insgesamt 2 500 Mitarbeitern in ganz Europa. 2 000 Lkw für Standard-, Sonder- und Non-Stop-Expressfahrten sind für die Firma im Einsatz. 2017 setzte das Unternehmen 300 Millionen Euro um.


International Player.
International Player.
Für jedes Land sitzt im Hegelmann-Actros die richtige Mautbox.
Für jedes Land sitzt im Hegelmann-Actros die richtige Mautbox.
Die Mitarbeiter der ersten Stunde sind zum großen Teil noch dabei.
Die Mitarbeiter der ersten Stunde sind zum großen Teil noch dabei.

Zurück im Fahrerhaus.

Dass Georg Hegelmann Touren selbst fährt, kommt eigentlich nicht mehr vor. Für RoadStars hat sich der Firmengründer aber noch einmal hinters Lenkrad gesetzt. „Außerdem komme ich so mal wieder in diese Gegend. Toll!“ Er steuert den arktikweißen Actros 1845 weiter die Autopista del Mediterráneo hinauf. Gleich muss der Grenzübergang kommen.

Der Arbeitsalltag des 59-Jährigen spielt sich vor allem in seinem Büro am Firmensitz in Karlsdorf-Neuthard ab. Sein Sohn Siegfried und sein Neffe Anton haben dort zwar mittlerweile die Geschäftsführung übernommen. Trotzdem: „Es gibt für mich immer noch viel zu tun“, sagt er und deutet mit dem Kopf rüber zum Handy, auf dem sich in diesem Moment wieder eine ankommende E-Mail bemerkbar gemacht hat.

Besonders in den vergangenen vier Jahren hat die Firmengruppe einige Schippen draufgelegt: europaweit noch mehr Standorte eröffnet, Fahrer dazugewonnen und kräftig in die Flotte investiert. Allein in den vergangenen beiden Jahren kaufte die Firma 1 000 Actros, weitere 500 sollen dieses Jahr hinzukommen. Hegelmann lächelt und sagt: „Wären wir zuletzt nicht so stark gewachsen, hätte ich mich schon mehr aus der Firma zurückgezogen. Das war auch eigentlich der Plan.“

Er ist jetzt auf der A9 unterwegs, die hier bergab verläuft. Mit dem Lenkstockhebel bringt er den Retarder ins Spiel und bremst den Actros etwas ab. Auch jetzt will er so wirtschaftlich wie möglich unterwegs sein. „Man muss vorausschauend fahren, dann braucht man die Fußbremse kaum noch.“


„Man muss vorausschauend fahren, dann braucht man die Fußbremse kaum noch.“

– Firmengründer Georg Hegelmann



Am Morgen, im nordspanischen Girona, kam die Information von der Dispo zur nächsten Tour: Von Perpignan, kurz hinter der französischen Grenze, soll er mit seinem Kühlauflieger Orangen nach Österreich bringen. Dort erwartet ihn die nächste Tour Richtung Deutschland. Am Wochenende steht ein Angelausflug auf dem Programm. „Das ist eines der Hobbys, die ich mir gesucht habe, als ich nicht mehr wochenlang mit dem Lkw unterwegs war.“

Kurz vor Perpignan parkt er den Actros auf einem Rasthof. E-Mails beantworten, Anrufe erledigen, noch bevor er im Logistikzentrum in Perpignan eintrifft und sich um die neue Landung kümmern muss.

Es bleibt Zeit für einen Blick zurück: Georg Hegelmann hat Fotos mitgebracht. Ein Gruppenbild mit seinen Brüdern und dem Buchhaltungsteam aus dem Jahr 2002. Die ersten angestellten Fahrer. Er kennt noch jedes Gesicht. „Die meisten sind zum Glück noch bei uns.“ Er selbst kam 1990 als Russland-Deutscher aus Kasachstan nach Karlsruhe. Während der Sowjetzeit arbeitete er als Fahrer. „Touren von Usbekistan nach Moskau bedeuteten damals rund 5 000 Kilometer one way. Heute ist das Autobahnnetz viel besser ausgebaut.“


„Wir können fast zu jederzeit an jedem Ort mit unseren Lkw verfügbar sein. Das ist unsere Stärke.“

– Firmengründer Georg Hegelmann


Die Firma, für die der zweifache Familienvater dann in Deutschland tätig war, wurde umstrukturiert, er verlor seinen Job. „Da habe ich mir die Frage gestellt: Was mache ich?“ Er brauchte nicht lange für die Antwort. „Ich habe die Fachkundeprüfung für das Transportgewerbe abgelegt und bin seitdem selbstständig.“

Während der vier Wochen intensiven Lernens traf er einen anderen Fahrer, der Kontakte zu einem Frachtvermittler hatte, so generierte er die ersten Aufträge. „Wir haben anfangs viele Fehler gemacht, aber irgendwann lief es.“ Ein zweiter Lkw kam hinzu. Die Firma verließ das Wohnzimmer und zog in ein Bürogebäude in Bruchsal. Der erste Standort außerhalb Deutschlands lag in Portugal, dann kam einer in Polen dazu. Mehr und mehr Niederlassungen in ganz Europa wurden eröffnet.


Profi in Sachen Lebensmittel. Der Transport von Nahrungsmitteln war von Anfang an einer der Schwerpunkte der Hegelmann Group.
Profi in Sachen Lebensmittel. Der Transport von Nahrungsmitteln war von Anfang an einer der Schwerpunkte der Hegelmann Group.
Im Logistikzentrum in Perpignan lädt Georg Hegelmann Orangen und hält einen Plausch mit seinem Kunden.
Im Logistikzentrum in Perpignan lädt Georg Hegelmann Orangen und hält einen Plausch mit seinem Kunden.

So flexibel wie möglich bleiben.

Heute besitzt die Hegelmann Group ein extrem leistungsfähiges Netzwerk. „Wir sind mit der ganzen Flotte im Ad-hoc-Geschäft tätig und wollen möglichst flexibel sein. Wir vermeiden, uns auf eine Branche oder wiederkehrende Aufträge zu spezialisieren“, erläutert der Seniorchef. Die Präsenz mit Fahrzeugen, Fahrern und Infrastukturen in ganz Europa ist der große Trumpf des Unternehmens: Ohne Unterbrechungen können Frachten über den ganzen Kontinent transportiert werden. „Wir können fast zu jederzeit an jedem Ort mit unseren Lkw verfügbar sein. Das ist unsere Stärke.“ Zum Tagesgeschäft gehören besonders zeitkritische Transporte für diverse Industriezweige, darunter die Automobil- und Lebensmittelbranche.

Bevor es in den Kreisverkehr zum Logistikzentrum geht, sehen wir einen anderen Hegelmann-Actros auf dem Parkstreifen des Autobahnzubringers stehen. „Der Fahrer ist sicher im Supermarkt“, sagt Hegelmann, lacht und zeigt auf einen Discounter nebenan. Er weiß ja, was man so auf einer Tour so braucht – er war schließlich selbst mal Fahrer.


Die Hegelmann-Standorte.

20 Jahre nach ihrer Gründung ist die Hegelmann Group europaweit vertreten. 19 Standorte, mehr als 2000 Lkw und 2500 Mitarbeiter sorgen dafür, dass der Logistikdienstleister mit Stammsitz in Karlsdorf-Neuthard auf zeitkritische Transporte für die Industrie sowie im Automotive- und Nahrungsmittelsektor flexibel reagieren kann.


Fotos: Sebastian Vollmert
Video: Martin Schneider-Lau

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